An der Grenze zu Ecuador in Ipiales ging wie gewohnt wieder alles reibungslos. Wolfgang hatte wieder ein „Helferlein“ und nach einer ½ Stunde Papierkram konnte es weitergehen. Die Anden sind hier wesentlich karger als in Kolumbien und uns fiel gleich auf, dass keine Mopeds mehr fuhren, dafür aber mehr Autos.
Die Dörfchen wirkten nicht so lebendig wie in Kolumbien, da am Straßenrand die kleinen Ständchen fehlten, die Essen, Getränke, Süssigkeiten und Obst verkauften. Auch kleidungsmäßig fanden wir die Kolumbianer flotter. Ecuador hat einen hohen indigenen Bevölkerungsanteil, der dadurch nicht so westlich geprägt wirkt.
Otavalo hieß unser erstes Ziel, eine Stadt mitten zwischen Vulkanen gelegen und als Hauptattraktion jeden Samstag Indiomarkt, der scheinbar zu den größten von Südamerika gehören soll. Uns schien es eher ein großer Touristenmarkt zu sein, denn auch das Warenangebot war eher auf Touristen eingerichtet. So erstand ich für meinen bevorstehenden Geburtstag ein bisschen Silberschmuck, Wolfgang einen Panamahut und genossen trotzdem die Atmosphäre. Wenn sich jetzt jemand fragt, wozu braucht Wolfgang einen Hut? Wohin damit? Na, kleingerollt (ist ja ein Original Panamahut, der aber als echt nur made in Ecuador gilt) ins Topcase natürlich. Hier brennt die Sonne nämlich ordentlich und das Hirn braucht Schutz, Auf der Fahrt nach Quito überquerten wir den Äquator, parkten direkt auf der Markierung, die Nord- und Südhalbkugel trennt. Im ganzen Hochland der Anden kommt ab Otavalo ein Vulkan am anderen und zwar bis zu 6300 m hoch.
Wir hatten uns in Quito zwei Hostels rausgesucht, die Frage war nur wieder einmal: wie finden wir dorthin? Eine riesige Stadt, ein paar Mal gefragt, in der Gegend rumgeschickt worden, dann engagierten wir einen Taxifahrer, der uns vorausfuhr. Das erste war voll, das zweite hatte nur noch eine ganze Wohnung frei. Aber unser Taxifahrer entpuppte sich auch noch als Hotelvermittler. Ein Anruf von ihm und eine Englisch sprechende Dame am Apparat machte uns ein Angebot. Schönes Hotel, gut gelegen, Garage bzw. Hof und das alles für 40 Dollar. Ich sagte ihr, im Moment hätten wir ein Angebot für 30 Dollar. Gut, kein Problem, dann 28 und wir sollen es uns anschauen. So bekamen wir ein nettes Zimmer, mit Balkon und Blick auf die Berge von Quito, zentral gelegen, so dass wir Altstadt, Neustadt und den Stadtteil Mariscal mit netten Lokalen bequem zu Fuß erreichen konnten. Dass Quito etwas über 2800 m liegt, merkten wir auch gleich an unserer Kurzatmigkeit und die Zahnpastatuben waren prall gefüllt. An meinem Geburtstag wachte ich dann prompt mit Kopfschmerzen auf, Wolfgang war auch nicht gut drauf und so schleppten wir uns durch den Tag und waren froh, als er vorbei war. Außerdem hatten wir Stress mit der Buchung für Galapagos, was dann aber schlussendlich doch noch klappte. Donnerstag ging es dann los. Unser Schiff war ein 1895 in Holland gebauter 2-Mast-Segler und hob sich doch ziemlich von den modernen Yachten ab.
Uns gefiel es, besonders das obere Deck zum Rumlümmeln und Rundumschauen. Plötzlich meinte Wolfgang ganz entsetzt, hoffentlich haben wir nicht die letzte Kabine, direkt neben dem Motor. Die Kabinen wurden nach Liste verteilt: 1 Soundso, 2 Soundso.... , 7 Wolfgang und Heidi, direkt neben dem Motor! Nur 8 war noch schlimmer, auf dieser Seite war auch noch die laute Lenzpumpe. Meine Güte, wie soll man da schlafen, nachdem ja das Schiff immer nachts fährt. Es wummerte und hämmerte und unsere Ohrstöpsel versagten kläglich. Aber irgendwie geht es immer. Wir hatten den Vorteil, dass es bei uns nicht ganz so stark schwankte. In den ersten Kabinen wurden die Leute im Schlaf aus den Kojen gehoben. Konnten also auch nicht schlafen. Einmal haute es mich von meiner Stockbetttreppe rückwärts an die Tür. Ein dunkelblauer Fleck in der Größe des Türknopfes ziert seither meine rechte Pobacke.
16 Touris, Fatima unsere Führerin und 7 Leute Crew, das war’s dann auch schon. Man ist ja ganz gespannt, mit wem man die Zeit verbringen muss. An unserem Tisch saßen 2 Ehepaare aus Spanien – konnten kein Englisch – bzw. ganz wenig. Dann noch 2 Schweizer Mädli – hätten auch aus China sein können – man verstand rein gar nichts, außer wenn man sie direkt ansprach und sie kurz antworteten. Na toll, wir dachten, wir hätten mal etwas Abwechslung.
Aber dafür wurden wir entschädigt von unseren Ausflügen auf die verschiedenen Inseln. Jede sah anders aus, aber karg waren sie alle. Einige davon haben im Landesinneren je höher man kommt herrliche tropische Vegetation, aber dahin kamen wir ja nicht. Außerdem sind um diese Zeit die meisten Inseln unter einer Nebeldecke versteckt. Jede Insel hat auch ihre eigenen Tierarten und darum fährt man verschiedene an. Riesenschildkröten in Freiheit zu sehen, ist schon etwas Besonderes. Die gefährdeten Arten leben im Darwin Center und werden dort erst mal ein paar Jahre großgezogen, bevor man sie wieder auswildert. Hier haben u. a. die Walfischjäger im vergangenen Jahrhundert ganze Arbeit geleistet. Schildkröten waren bevorzugtes Frischfleisch und die Panzer ein gutes Geschäft.
Jeden Tag war Schnorcheln angesagt, was mir wieder mal nicht möglich war. Morgens war die Zeit immer sehr knapp zum Linsen einsetzen und dann ging es ja immer erst noch 1 –2 Stunden über die Insel Tiere gucken, wozu ich unbedingt meine Brille brauchte. Danach kamen wir nicht aufs Boot zurück und ohne Spiegel hatte ich überhaupt keine Chance. So musste ich den begeisterten Berichten lauschen, was so alles gesehen und erlebt wurde. z. B Meeresschildkröten und Haie oder das Vergnügen zu haben, mit Seelöwen zu tauchen. Aber ein übermütiger Seelöwe erbarmte sich meiner und spielte mit mir im Wasser. Ein andermal hatte ich das Vergnügen mit einem kleinen Pinguin, der in Blitzgeschwindigkeit auf mich zuschoss, mich 2 mal umrundete und dann immer wieder spitzbübisch zu mir herschaute. Wolfgang war zur gleichen Zeit Schnorcheln und schaute einem Galapagoshai direkt ins Gesicht, vor Schreck ergriffen beide die Flucht. Ich wunderte mich schon, dass er relativ schnell wieder aus dem Wasser kam. Er meinte, etwas unheimlich wäre es schon, er hätte schon ein ganz schön breites Maul gehabt und war auch ansonsten nicht gerade klein. Einmal hat es dann beim Schnorchelgang direkt vom Schiff dann auch für mich geklappt. Leider nur bunte Fische gesehen, kann also mit nichts prahlen.
Die Seelöwen liegen hier so faul rum, es ist kaum zu glauben. Man liegt am Strand und schaut ihren Aktivitäten zu. Die Jungen spielen, die Babys saugen und es ist ein absolut friedliches Bild. Das Wasser ist glasklar und die Strände ein Traum, das Essen sehr schmackhaft und der Kühlschrank hält immer gutes Bier bereit. Was will man mehr? Wir hatten 8 Tage gebucht und nach 5 Tagen verließ uns der erste Schwung. (Wir nutzten die Gelegenheit nach Kabine 5 zu wechseln, schön in der Mitte und einigermaßen ruhig.) Mit uns blieb noch ein junger Holländer. Am gleichen Tag kamen 13 Neue und wir erhofften uns, das dieses Mal die Runde lustiger wird. Es kamen 3 Franzosen, der Sohn sprach etwas Englisch, ein deutsches Pärchen, stumm wie die bunten Fische, denen man jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Dafür boomte am anderen die Tisch Stimmung. Gott sei Dank hatten wir außerhalb der Essenszeiten mit diesen auch unseren Spaß.
Die Vogelwelt ist einmalig und wir hatten großes Glück, gerade in der Brutzeit hier zu sein. Überall Nester mit flaumigen Bällchen drin, direkt vor der Nase bzw. Linse. Sie sind überhaupt nicht scheu, wenn man den Mindestabstand von ca. 1 m einhält. So etwas kann man sich nicht vorstellen. Normalerweise flieht jedes Tier. Man muss sich richtig beherrschen, sie nicht anzufassen, was natürlich streng verboten ist.
So konnten wir alle Größen, vom Ei bis zum fast flüggen Jungvogel gut beobachten. Mal war Papi der Babysitter mal Mami. Ich habe viel zu viel Bilder in die Diaschau gestellt, aber ich wusste wirklich nicht, welches ich weglassen sollte.
Nach 8 Tagen waren wie gefüllt mit vielen Bildern und zurück in Quito schwankte noch ab und zu der Boden. Unser Motorrad stand unversehrt im Hotelhof und am nächsten Tag frisch gepackt und motiviert fuhren wir zu unserem nächsten Ziel, am schneebedeckten berühmten Vulkan Cotopaxi (knapp 6.000 m) vorbei, nach Banos. Hier gibt es schöne Thermalbäder und die Stadt liegt direkt unterhalb eines Vulkans, der 1999 ausgebrochen ist und seither immer wieder spuckt.