Spaet abends kamen wir in Buneos Aires an. Die Stadt empfing uns mit warmen Temperaturen und wir freuten uns schon auf ein kuehles Bier draussen. Wir nahmen ein Taxi zu unserem schon reservierten Hostel, Bei der Ankunft ging irgenwie alles schief. Ich half Wolfgang aus dem Taxi, Wolfgang zahlte, ich raeumte das Gepaeck raus (es war eigenartigerweise auf dem Beifahrersitz) und bevor ich noch unseren Rucksack, der noch auf dem Ruecksitz lag, nehmen konnte, brauste das Taxi los. Ich haette ihn gleich mitnehmen sollen und nicht erst Wolfgang beim Aussteigen helfen. Endeffektlich erstmal vergessen und doch auch der leise Verdacht, Gelegenheit macht Diebe, da der Taxifahrer nicht mehr zurueck kam.
Der Schreck und Aerger sassen tief, waren doch der neue Laptop, alle elektrischen Zubehoerteile, externe Festplatte, MP3-Player, Ersatzfotoapparat und ein Geldguertel mit mindestens 500.-- Euro im Rucksack. Ich konnte es auch gar nicht glauben, dass mir so etwas passiert! Ich hatte halt die Haende voll und merkte erst beim Gepaeck reintragen, dass der Ruecken frei ist. Wolfgang kann ja im Moment ueberhaupt nichts tragen und so lag die ganze Verantwortung bei mir. Die Stimmung war schon sehr getruebt.
Wenigstens unser Besuch im deutschen Hospital war erfolgreich. Zwar kamen wir erst an einen einheimischen jungen Arzt (mit Uebersetzer in deutsch) der guckte ganz erschrocken auf den Rucksack und meinte der hilft gar nicht, sofort wieder einen Gips dran! Unglaeubig schuettelte Wolfgang den Kopf und sagte ganz entschieden: Nein! Erst werden neue Roentgegenaufnahmen gemacht und dann will ich mit einem deutschen Arzt sprechen! meinte er. Unsere Nerven flatterten ganz gewaltig, erhofften wir uns doch eine positive Prognose und keinen Rueckschritt! Aber dann kamen wir zu einem anderen Arzt, der sehr gut deutsch sprach und der meinte, der Rucksack ist total okay, die Knochen haetten Kontakt, wie die Bilder zeigen wuerden. Er war auch der erste, der die Hand auf den Bruch legte, den Arm bewegte und erklaerte, dass die Knochen schon verklebt waeren und die Bruchstelle sich nicht mehr bewegt. Jetzt waere es nur eine Frage der Zeit, bis sich genuegend Gallus gebildet hat und der Bruch immer stabiler wird. Wolfgang muesse selber wissen wie weit er gehen kann mit der Bewegung, das wuerde sich ueber Schmerzen alleine regeln. Mit dem Motorradfahren waere das ganz genauso, einfach probieren. Zwei total verschiedene Meinungen innerhalb von 15 Minuten!
14.1. Paraguay - Asuncion
Die Uebergabe des Mietautos klappte problemlos und so machten wir uns gleich zu unserem kurzen Besuch bei Daniel und Verena auf, mit denen wir die letzten Tage in Paraguay verbringen wollen. Wir fuhren weiter zu Harry und Rosa, die ca. 230 km weg von der Hauptstadt in der deutschen Kolonie Independencia wohnen. Alle vier hatten wir ja unterwegs in Argentinien kennengelernt.
Ich nahm sonntags mal wieder die Gelegenheit wahr, in einen deutschen Gottesdienst der evanglischen Kirche zu gehen. Der Pfarrer predigte gut und lebhaft und zum Schluss gab er noch einen Witz zum Besten: Papst Johannes (der wievielte habe ich vergessen) hatte die Sauna entdeckt und wollte unbedingt zum Saunieren. Seine Berater meinten aber, heute gaebe es ein Problem, denn es ware gemischte Sauna. Da meinte Papst Johannes, macht mir nichts, ich habe keine Probleme mit Protestanten.
Wolfgang hat hier eine deutsche Physiotherpeutin aufgesucht und die meinte, Bewegungen im Wasser waeren sehr gut fuer ihn. Also machten wir uns wieder auf den Weg, denn wir hatten eine gute Adresse eines schoenen Hotels mit Pool. Unterwegs schauten wir uns noch Itaipu an, das groesste Wasserkraftwerk der Welt, kauften uns in Ciudad del Este (Freihandelsstadt direkt an der Grenze zu Brasilien) wieder das gleiche Notebook, aber um 100,-- Euro billiger und beschlossen erst einmal suedlich zu fahren, 4 Tage in dem uns von Verena empfohlenen Hotel (auch wieder gefuehrt von Deutschen) zu verbringen und dann erst die Iguazu Wasserfaelle auf brasilianischer und dann auf argentinischer Seite zu besuchen,
Dann erreicht uns eine Email von einem Alejandro Rodrigez, der uns mitteilt, dass er einen Laptop gekauft hat mit Zubehoer, z.B. eine externe Festplatte. Darauf waeren Bilder und Dateien, von denen er ableitet, dass wir in Argentinien reisen. Wenn wir noch in Buenos Aires waeren, koennte er uns ja dieses Zubehoer zukommen lassen und wenn nicht, wuerde er wenigstens die Bilder schicken. Wir konnten es kaum glauben, dass so etwas passiert! Wir schrieben natuerlich gleich zueruck und jetzt haben wir uns fuer den 1.2. mit ihm in Buenos Aires verabredet, da wir ja dann wieder auf dem Rueckflug nach Ushuaia einmal in B.A. uebernachten. Er schrieb gleich zurueck, dass er kommt und gab uns seine Handynummer. Wir sind natuerlich hocherfreut und hoffen, dass auch alles so klappt. Unser Sohn Jan bat uns aber vorsichtig zu sein und uns nicht irgendwie abzocken zun lassen. Klar hat er Hehlergut gekauft, aber wir waeren ueber jede Rueckerstattung happy. Also langweilig ist es uns in letzter Zeit wirklich nicht!!
21.1.
Wolfgang macht also Reha bei angenehmen Temperaturen in einem (nauterlich wieder von Deutschen gefuehrten) Hotel und macht sich gut im Wasser. Die Beweglichkeit wird von Tag zu Tag besser und der Glaube steigt, dass er es mit dem Motorradfahren wieder packt. Den Rucksackverband laesst er auch immer oefters weg und heute ist er sogar schon wieder etwas Auto gefahren mit dem Nebeneffekt, dass es seine und dadurch auch meine Nerven entspannt!!
Paraguay ist sehr gruen, hat grosse Fluesse und und wenn man mal im deutschen Kluengel drin ist, wird man halt weitergereicht. Viele Mennoniten, die plattdeutsch sprechen, leben hier. Sie sind sehr einflussreich in der Landwirtschaft. Dann gibt es die sogenannten Altkolonialisten, die schon vor 1900 hier eingewandert sind,die meisten kamen ueber Brasilien. Heute leben diese Gemeinschaften immer noch eng beieinander und versuchen ihr Deutschtum zu pflegen, was auch immer sie darunter verstehen. Vieles ist laengst ueberholt, aber hier pflegt man es und ist sehr stolz darauf. Wir sind immer wieder beeindruckt, dass Generationen, die Deutschland nie gesehen haben, immer noch Deutsch sprechen und sich als Deutsche fuehlen. Hier in Paraguay faellt uns das besonders auf, da wir doch viel Kontakt haben. Hier in Bella vista gibt es ein Museum, gefuehrt von deutschen Einwanderern, die die Geschichte weitererzaehlen wollen.
Etwa 95 % der Paraguayer sind Mestizen. Sie sprechen untereinander Guarani und Spanisch ist ihre Zweitsprache. Paraguay ist nach Bolivien das zweitaermste Land Suedamerikas, was man auf den ersten Blick gar nicht gleich erkennt. Die Siedlungen sehen sehr gepflegt aus und durch das Gruen ueberall wirken selbst die aermlichen Huetten noch ganz gut.
Rosa z. B. arbeitet fuer 120,-- Euro im Monat, woechentlich 55 Stunden, und das sei noch gut bezahlt! Kaum vorstellbar!!