Ankunft 23.6.2009 in Bogota, 9 Monate später wie geplant, aber glücklich, dass wir es überhaupt wieder geschafft haben!!!!

Es hat alles bisher gut geklappt. Die Koffer kamen unversehrt an und jetzt brauchen wir nur noch das Motororrad aus dem Zoll.

Leider dauert dies eine Weile und wir sitzen wie auf Kohlen und warten wieder mal auf einen Anruf von der Spedition - es ist ein Hin und Her und keiner weiß Genaues. Ein Geduldsspiel!!  

Uns geht es gut, Kopfweh (wegen der Höhe, Bogota liegt auf 2.650 m) hat sich auch noch nicht eingestellt. Die Stadt liegt wunderschön und alles ist grün. Was wir bisher gesehen haben gefällt uns.

27.6.2009

Hurra, unser Motorrad ist da! Und das ganze Zollspektakel hat nur einen 1/2 Tag gedauert. David, ein junger Schweizer aus der Spedition Schenker hat uns perfekt betreut. Uns hüpfte richtig das Herz als es auf dem Gabelstapler angefahren kam. Leider sah es aus, wie wenn es im Kohlenkeller gelagert gewesen wäre, alles voll dickem schwarzen Staub und der Hinterreifen war auch platt, aber ansonsten war es vollständig.  In einer Kiste waren Wolfgang's Helm und seine Stiefel die etwas angeschimmelt waren. Die Motorradkleidung riecht etwas muffig, aber das ist alles kein Problem. Wolfgang war etwas traurig wegen dem Platten, denn er wäre gerne persönlich bei BMW vorgefahren.  Wir hatten uns von DE aus schon mit der hiesigen BMW-Werkstatt in Verbindung gesetzt und so holten sie uns eben mit dem Hänger ab. Eine Traumwerkstatt, total nette Leute und Wolfgang darf heute "mitbasteln", was in anderen Werkstätten meistens nicht erlaubt wurde.

Also habe ich heute meinen "freien Tag", Wolfgang arbeitet und ich werde mich rund um's Hostel vergnügen.

29.6.

1 ½ Tage arbeitete Wolfgang mit einem Mechaniker hart an unserem Motorrad. Er wusste schon im Vorfeld was er an Teilen braucht und Gott sei Dank hatte er dann auch alles Erforderliche dabei. Wir hatten einen ganzen Koffer voll mitgebracht, mit Ersatzteilen hätte es hier schlecht ausgesehen. Es ist alles nur noch auf die modernen Maschinen ausgerichtet. Jetzt ist es fast wie neu. Er war gespannt auf die Rechnung. Überraschung: 200,-- Euro für die ganze Arbeit und alle Öle und 20 Liter Benzin, inbegriffen Abschleppen und zwei Taxifahrten durch die ganze Stadt! Jetzt nur noch starten und dann kann es endlich losgehen. Fehlanzeige! Die Batterie gab jetzt doch noch ihren Geist auf – nachdem sie nach dem Aufladen erst noch funktionierte. Also, eine neue Batterie war angesagt. Der Chef persönlich kam und entschuldigte sich vielmals. Überraschung: Die neue Batterie kostet 315,,-- Euro, sie hätten so hohen Einfuhrzoll dafür! Zum Vergleich: In Deutschland kostet sie ca. 130,-- Euro. Aber, was sein muss, muss sein. Danach konnte Wolfgang sich endlich auf den Weg machen. Direkt am Hostel ist ein bewachter Parkplatz und so stand unser Motorrad endlich wieder einsatzbereit und wartete auf uns. Uns war es ehrlich ein bisschen mulmig vor der ersten Etappe, denn wir waren wegen der Höhe extrem kurzatmig beim Laufen und schnell kaputt. Vor allem Wolfgang war lungenmäßig schnell an seiner Grenze angelangt.

Es lief auch kontaktmäßig alles wie geschmiert. Ich hatte von meiner Gemeinde die Adresse von Angelika bekommen, die sich hier seit 17 Jahren um missbrauchte Kinder aus den Armenvierteln kümmert. Sie hat ein Mädchen- und ein Jungenhaus aufgebaut und arbeitet mit Psychologen vor Ort zusammen. Wir besuchten sie im Mädchenhaus und sie lud uns zu einem Besuch in das Armenviertel ein, in dem sie mit einer Gruppe gerade arbeitet. Wolfgang musste leider arbeiten und so ging ich allein mit. Sie haben dort Räumlichkeiten angemietet in denen unter der Woche zwischen 70 und 80 Kinder Essen bekommen. Jeden Samstag Nachmittag spielen sie mit den Kindern, machen christliche Kinderstunde, versuchen Kontakt und Vertrauen aufzubauen. Ich war erstaunt wie viel Liebe dabei gegenseitig ausgetauscht wurde. Die Kleinsten wollten auf den Arm genommen und geknuddelt werden. Ständig hatte man eine kleine klebrige Kinderhand an der Hand. Die kleine Jessica hatte mich auserkoren, um auf meinem Schoss zu sitzen. Ein kleines Mädchen (6 Jahre) sollte heute in das Mädchenhaus mitgehen. Ihre große Schwester (10 Jahre) wurde seit Jahren vom Vater missbraucht und war schon einige Wochen dort. So bekam ich das besondere Vorrecht einmal in so eine Blechhütte reinschauen zu können. Es war sehr sauber, 1 Doppelbett stand in einem Raum, es gab einen Fernseher, einen Herd, 1 Raum mit Stockbett und Einzelbett und einen Sanitärraum. Die Wände und das Dach waren löchrig, aber man versicherte mir, dass es nicht reinregnet. Die Kleine war voller Vorfreude auf ihr neues Zuhause, hatte sie doch ihre Schwester schon besucht. Der Vater war heute erfreulicherweise nüchtern und kümmerte sich um ihre Sachen, denn die Mutter war in der Stadt um Sachen zu verkaufen für den Lebensunterhalt. Als es dann soweit war, fing ihr Bruder (8 Jahre) bitterlich zu weinen an. Seine Schwester tröstete ihn so gut es ging – ich musste mir richtig die Tränen verdrücken. Sebastian war auch schon im Jungenhaus, denn der Vater hat einen sehr schlechten Einfluss auf ihn. Er fing auch schon an die Mädchen zu schlagen und zu stehlen. Aber im Gegensatz zu den Schwestern randalierte er dort, war in der Schule überhaupt nicht zu bändigen und so konnte er nicht dort bleiben. Dann diese völlig andere Seite zu sehen beim Abschied seiner Schwester ging uns allen zu Herzen. Jeder tröstete ihn und Angelika teilte mir per mail mit, dass die Eltern und er schon am Sonntag zu Besuch da waren. Hoffentlich nutzt er die Chance auch für sich, denn er hätte eine ganz andere Zukunft dadurch.

Am Sonntag waren wir mit David und seiner Freundin verabredet, aber vorher schauten wir noch schnell in der Gemeinde von Angelika vorbei. Es ist eine freie evangelische und jeden Sonntag gibt es dort 4 Gottesdienste mit jeweils ca. 2000 Besuchern. Die Atmosphäre und die Lieder waren sehr schön, aber da wir ja nichts verstanden gingen wir vor der Predigt wieder. Wir hatten uns nicht angemeldet und so gab es keine Übersetzung.

Wir wurden schon von David erwartet und er zeigte uns ein typisch kolumbianisches Lokal. Fleisch vom Grill in Unmengen mit Kartoffeln und Essbananen. Danach gingen wir zur Schwiegermutter in spe und so kamen wir in den Genuss, einmal in die untere Mittelschicht Einblick zu bekommen. Ein Reihen-Steinhaus mit Plattenfußböden und mehreren Zimmern mit einfachen Möbeln, aber alles pikobello! Auf der Suche nach neuen Turnschuhen für David lernten wir noch verschiedene Läden kennen und konnten uns so einen ganz guten Überblick über die Preise und Angebote machen. Gute Schuhe z. B. von Puma können hier auch 200,-- € kosten. Können sich aber nur die Reichen leisten, auch David streikte. 

Von Gaby und Guido aus der Schweiz hatten wir noch eine Kontaktadresse aus Bogota. Louis und Annabella hatten sie in Südamerika getroffen und wurden dann von ihnen eingeladen. Wir waren schon in E-mail Kontakt und da Montag Feiertag war holte Louis uns mittags ab und wir fuhren zu ihm. Er arbeitet für die Unicef und ist für Kolumbien verantwortlich. So, jetzt lernten wir die Oberschicht kennen. Mit dem Fahrstuhl ging es direkt in die Wohnung und dann fanden wir uns in einer sehr eleganten Top-Wohnung wieder. Annabella ist Architektin und hat dementsprechend ihren Geschmack walten lassen. Freunde von ihnen waren auch noch da, die uns unbedingt kennen lernen wollten. Da alles englisch sprach, hatten wir wenigstens mit den Gesprächen keine Probleme. Essen in einem netten Restaurant, viel Austausch über mögliche Reiseziele und auch dieser Nachmittag war wieder ein voller Erfolg.

Dienstag morgen, der Tag der Wahrheit. Unsere Camping Sachen haben wir bei Angelika deponiert, diese holen wir erst auf dem Rückweg von Cartagena ab. Dort wollen wir nämlich hin. Ein bisschen alte Stadt angucken und an den Karibikstränden die Seele baumeln lassen. Die Straßen sind tagsüber sicher und wir freuen uns jetzt, dass es endlich losgeht. Komisch, kaum sitzen wir im Sattel ist es, als wenn wir nie ein Jahr Pause gemacht hätten. Wolfgang fährt souverän und der Verkehr ist heute angenehm. Wir finden auf Anhieb aus der Stadt raus und den Weg zur berühmten Salzkathedrale, die in einen alten Salzstollen gebaut ist.

Von David hatten wir schon die erste Adresse für eine Unterkunft bei einem Schweizer in Villa de Leyva, einer uralte Kolonialstadt, schön gelegen auf ca. 2.000 m. Nach sicherer Fahrt (218 km) durch sehr schöne Landschaft sind wir hier super untergebracht. Der Einstieg ist geschafft, es könnte nicht besser sein, Kolumbien zeigt sich von seiner besten Seite.

Nach weiteren 220 km machten wir noch einen Abstecher zur Kolonialstadt Barichara, berühmt wegen ihrer Ursprünglichkeit. Hier meint man tatsächlich, dass die Zeit still gestanden ist. Nur wenn die Türen aufgehen, wird man mit der Neuzeit konfrontiert. Einmalig! Wir übernachteten im ältesten Hotel am Platze (285 Jahre) und am nächsten Tag fuhren wir schon ohne unsere warmen Innenfutter los. Wir kamen allmählich tiefer und die Temperaturen stiegen. Es waren noch ca. 700 km ans Meer und 2 Tage harter Fahrt waren angesagt. Diese Strecke wird von unzähligen LKW’s und Bussen befahren und ist sehr kurvenreich. Die Landschaft belohnte uns aber immer wieder mit Traumaussichten. Wir schafften tatsächlich 350 km und fanden noch ein einfaches Hotel mit Klimaanlage. Es war inzwischen so heiß geworden, dass dies unbedingt notwendig war

Wir wollten unterwegs (Freitag) noch Geld bei der Bank holen, aber der Bankautomat ging nicht. Am Schalter standen die Leute bis auf die Straße und Wolfgang hatte keinen Nerv sich anzustellen. Also fuhren wir weiter und verschoben das Ganze auf später. Sollte sich als Fehler herausstellen, denn in unserer Übernachtungsstadt gab es keine Bank. Es wurde uns aber versichert, dass in der nächst größeren Stadt ein Automat wäre. Wir hatten noch Geld zum Tanken und einmal Essen und mit ein bisschen Glück würden wir es bis an unser Ziel schaffen. Dort wo es Tourismus gibt, gibt es auch internationalen Bankverkehr. Plötzlich war vor uns ein Stau, Wolfgang überholte, da überhaupt kein Gegenverkehr war, und wir fanden uns mitten in einer Demonstration der Landbevölkerung wieder. Sie hatten Straßensperren errichtet mit Ästen und Autoreifen und ließen niemand durch. Auf Wolfgang’s Bitte: Wir sind Touristen, kommen aus Deutschland, lasst uns wenigstens durch, ernteten wir vergnügtes Gelächter und Spott. Wir hätten nur eine Chance, wenn wir uns freikaufen würden, gab man uns zu verstehen. Wolfgang holte seinen Geldbeutel raus und zeigte ihnen, dass wir eh fast gar nichts mehr haben. Aber da hatten wir die Falschen erwischt! Mit sicherem Griff fand einer den größten Schein heraus: 50 000 Pesos = ca. 18 Euro, er hob ihn hoch, die Menge grölte und ruck die zuck wurden die Barrieren weggeschoben und wir konnten durch. So, jetzt konnten wir zwar weiterfahren, hatten aber kein Geld mehr zum Tanken und unsere einzige Hoffnung war die Bank in der nächsten Stadt. 

Dort waren sogar die 2 Banken geöffnet, aber auch dort nahmen die Banken nur die regionalen Karten an, internationale nicht. Als wir dann Dollar oder Euro wechseln wollten hatten wir auch kein Glück. Nichts ging, jeder zuckte nur die Schultern. Mist, was tun? Dann fiel uns ein sehr modern aussehendes Hotel ins Auge und wir versuchten es dort. Und richtig, wir konnten 200 Dollar in Pesos umwechseln, tankten sofort, aßen erst mal etwas auf den Schreck und fuhren dann die letzten 200 km durch die Hitze. Im Kopf hatten wir einen weißen Karibikstrand mit Palmen und türkisfarbenem Meer – Fehlanzeige! Es sieht eher aus wie in einer kroatischen Buch, aber wir haben ein schönes Hotel gefunden, direkt am Meer und erholen uns von den Anforderungen der letzten Wochen, die doch sehr ereignisreich waren.

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