Mototaxi
Adobepyramide von Tucume, wie sie mal aussah

1.9.2009

Am Grenzübergang Macara nach Peru ging wieder alles wie geschmiert. Äußerst zuvorkommend und freundlich wurden alle nötigen Formalitäten abgewickelt und mit Handschlag gute Reise gewünscht. So ein netter Empfang lässt auf Gutes hoffen, was man schon mal von der hervorragend geteerten Panamericana behaupten kann. Erschreckend sind nur die baufälligen Lehmhütten am Straßenrand. Auf kargem Land armselige kleine Behausungen und das Vieh, meistens Ziegen und ab und zu eine Kuh, leben in einem Pferch aus Dornenhecken. Es erinnert uns eher an Afrika, was durch den wüstenähnlichen Charakter der Landschaft noch verstärkt wird.  

Wir kennen Peru ja erst ab Lima und so waren wir besonders auf den Norden gespannt. Wir übernachten in der ersten größeren Stadt (Piura) und werden fast erschlagen von der quirligen Aktivität dieser Stadt. Es ist die Stadt der Mototaxis! Fast keine Privatautos auf der Straße, aber umso mehr Mototaxis, Mopeds, Kleinbusse und Autobusse. Die Straßen und Läden sind voll mit Menschen, es ist richtig was los. Ecuador kam uns in dieser Richtung ruhiger vor. Die Läden schlossen früher und abends war eher „tote Hose“.  

Für Kulturbegeisterte gibt es ab jetzt wieder jede Menge Informationen.  Peru wird meistens nur mit den Inkas in Verbindung gebracht. Aber der Norden ist reich an anderen Kulturen.  

Tucemé liegt auf dem Weg. Riesige Adobepyramiden, erbaut in der Mochica Kultur, vor 1000 n.Chr. Aufgrund der Funde vermutet man einen Zusammenhang mit den Osterinseln. Die Huaca Larga, 7000 x 100 x 40 m, größtes Adobe-Bauwerk der Welt. (Adobe=Lehm)  

Die Straße ist der Traum. Immer geradeaus und ohne Unebenheiten, vorbei an Sand- und Steinwüste, unterbrochen durch riesige grüne Felder, z.B.  Zuckerrohranbau. Durch Bewässerung versucht man hier über Jahre fruchtbares Land zu gewinnen. Bei dem Wind und fast nie Regen ein schwieriges Unterfangen.

Der ganze Küstenstreifen Südamerikas ist sehr niederschlagsarm, bedingt durch den kalten Humboldtstrom, in den Wintermonaten, z. B. jetzt, gibt es diesen Nebel mit leicht feuchtem Niederschlag. Nur durch den El Nino gab es in manchen Jahren richtige Regengüsse, die dann aber eher mehr Unheil anrichteten, z. B. die Lehmpyramiden von Tucume und Chan Chan ziemlich zerstörte.  

In Lambayeque besuchten wir das Museo Tumbas Reales De Sipán, die die vollständig mit Gold bedeckte Moche-Grabstätte, die des Herrn von Sipán, zeigt. Ein noch völlig unberührtes Grab mit unschätzbaren Artefakten, das erst 1987entdeckt wurde. Mit ihm wurden seine Frauen, ein männliches Kind (ca. 10 J.), sein Hund,  Wächter, der Kriegsminister und 2 Lamas mitbegraben. War also durchaus für privilegierte Persönlichkeiten eine gefährliche Zeit. Im Museum war Fotoverbot, außen war ein Wandrelief, besser als nichts.  

Unser nächstes Ziel ist Huanchaco (bei Trujillo) am Meer. Ein hübscher Ort, der nah an der Kulturstätte Chan Chan liegt, die wir von hier aus besuchen wollen.  

Huanchaco ist Surferdomizil, doch das besondere für uns sind die kleinen, aus Schilf gebauten Boote, Caballitos = Pferdchen genannt. Mit ihnen „reiten“ die Fischer die Wellen zu ihren ausgelegten Reusen hinaus und legen die gefangenen Fische in die Vertiefung vorne hinein. Wir schauten fasziniert zu, wie leicht sie über die Wellen „ritten“. Der Bau dieser Schiffe geht auf eine Jahrtausende alte Tradition bis in die Moche-Kultur zurück. Als Paddel dient die Hälfte eines großen längs gespaltenes Bambusrohres.  

Mit dem Kollektivo machten wir am nächsten Tag unsere Besichtungstour. Chan Chan, die Hauptstadt der Chimu , die ca. 1000 bis 1450 n. Chr. als Nachfolgevolk der Mochica gelten, war in seiner Blütezeit im 13.und 14.Jahrhundert mit bis zu 100.000 Einwohnern wohl die größte Stadt der Welt. Unermessliche Gold- und Silberschätze wurden hier gefunden, darunter auch das berühmte Tumi, ein halbmondförmiges Ritualmesser mit dem Griff in Form einer edelsteingeschmückten männlichen Figur. Diesen Tumi haben manche unserer Familie als Silber- oder Goldanhänger getragen und wir dachten, dass er den Inkas zuzuschreiben wäre. Es gab und gibt keine größere Stadtanlage, die nur aus Lehmziegeln errichtet wurde. Die Inkas haben den letzten König gefangen genommen und nach Cusco deportiert. Mit ihm die ganzen Handwerker, Goldschmiede etc. Obwohl die Inkas das Chimu-Reich eroberten, plünderten sie die Stadt nicht. Das machten erst die vom Gold besessenen Spanier 1533 und die Grabräuber erledigten den Rest dieser schmutzigen Arbeit.  (Originalton Reiseführer)  

Gleich in der Nähe zwei Adobepyramiden, die auch noch zur Moche-Kultur gehören, die Huaca de Luna = Mondpyramide mit schönen Friesen, sowie die Huaca de Sol, die zwar Perus größtes vorkolumbianisches Bauwerk ist(es wurden 140 Millionen Lehmziegel verwendet), doch ist sie heute eher ein größerer Sandhaufen.  

Interessant sind auch die haarlosen Hunde, die sich hier herumtreiben. Die Körpertemperatur dieser Tiere ist höher als normaler Hunde. Sie wurden in der traditionellen Medizin als Körperwärmer für Menschen mit Arthritis benutzt. Bin ich froh, dass wir das noch gelesen haben. Wir bedauerten die armen Kerle nämlich schon sehr, so wissen wir wenigstens, dass sie nicht zu sehr frieren.   

Und es zieht uns wieder in die Berge. Louis aus Bogota gab uns den Tipp mit, auf den Weg von Chimbote aus nach Huaraz zu fahren, weil es eine atemberaubende Fahrt durch Berge, mit mehreren Pässen und engen Schluchten wäre, die mit dem Canon del Pato (Entenschlucht) ihren Höhepunkt findet. Hier treffen sich die weiße und die schwarze Cordillera, nur ein enger Flusslauf ist noch dazwischen. Er vergaß uns allerdings zu erzählen, dass von ca. 220 km davon ca. 100 km zum Teil üble Stein- und Schotterpiste ist und man durch 35 Tunnel (haben wir nicht gezählt, sondern erst hinterher erfahren) sich in einer ausgewaschenen Fahrrinne im Stockdunklen durchtasten muss. Manchmal dachten wir, wir seien falsch, doch dann kam ein Autobus uns in einer Staubwolke entgegen und der Fahrer versicherte uns auf Nachfrage, wir sind auf der richtigen Straße.

Eine kleine Raststätte am Wegesrand lud zur Einkehr ein und ein netter Mann meinte, es wäre schon ein bisschen spät zum Weiterfahren. Wir bräuchten noch mindestens 3 – 4 Stunden. Bei ihm hätten schon mehr Leute in seinem Garten gecampt und Essen gibt es auch. Die Uhr zeigte 2.30 und um spätestens 18.15 Uhr wird es dunkel. Wir rechneten hoch und meinten, wir könnten es schaffen. Bis dahin war die Straße zwar wie ein Rüttelbrett, aber bis auf wenige Teile ganz gut zu fahren.

Die Landschaft war wirklich sehr schön, wenigstens für mich, denn Wolfgang musste stark konzentriert nach vorne schauen. 2 x war die gute Frau wieder gefragt, die abstieg, weil die Passage allein besser zu fahren war. Nutzte ich natürlich gleich für ein Foto. Es ging alles erstaunlich gut, bis auf einmal, als ein großer Stein unter dem Vorderrad wegspritzte und wir nach einigem Schlingern seitlich kippten. Nix passiert, außer dass die linke Kiste ziemlich zerdätscht aussah und das Gestänge etwas verbogen. Mist! Und die Zeit drängte, denn den größten Teil hatten wir noch vor uns. Ein Tunnel am anderen folgte, aber wir schafften es gerade bei Sonnenuntergang bis Caraz. War ein Fehler, nicht das Angebot Camping anzunehmen, denn Wolfgang hatte nicht viel von der Umgebung durch die Hetze. Pause machten wir so gut wie keine.  

Caraz ist ein ruhiges Kolonialstädtchen auf ca. 2300 m Höhe. Es war bereits stockdunkel als wir in unser Hotel einzogen. Das Motorrad stand wieder sicher im Innenhof und Wolfgang erkundigte sich gleich nach einem Schlosser. Wir konnten es kaum glauben, von außen nicht zu sehen, direkt neben dem Hotel war einer. Wolfgang brauchte nur alles abzuschrauben, rüberzutragen und schon wurde die Kiste am nächsten Tag wunderbar repariert. In der Fachsprache heißt das Dengeln, und das beherrschte dieser Mann perfekt. Danach gab es mit Freunden noch eine Runde Bier und bezahlt haben wollte er außer einem Trinkgeld nichts. War wieder eine schöne Erfahrung.  

Von Wolfgangs linken Motorradstiefel hatte sich durch den Sturz die Sohle vorne komplett abgelöst. Also brauchten wir auch noch einen Schuster. Sonntag ist Markttag und alle Schuster arbeiten. Für 2 Soles (3 Soles ein Dollar), eine halbe Stunde warten, bis der Kleb zieht, war auch dieses Problem perfekt gelöst. In der Zwischenzeit bummelte ich auf dem Markt umher und machte ein paar schöne Fotos.

Dazu Diaschau Peru

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