Auch hier gibt es viele schwarze Menschen am Meer
glasklares Wasser, aber zu warm

5.7.2009  Taganga

Es war so heiß, dass wir sogar tagsüber aufs gekühlte Zimmer gingen, um uns zu erholen. Dann bekam Wolfgang auf einmal Fieber. Wir schauten gleich erschreckt im Internet nach, wie die Symptome von Schweinegrippe sind. Am nächsten Tag ging es ihm besser und danach war wie ein Spuk alles vorbei.

 

So lagen wir nur im Schatten am Strand rum und es graute uns richtig vor dem Weiterfahren. Fast 40 Grad im Schatten und dann die Motorradkluft, macht echt keine Freude. Aber Cartagena war unser nächstes Ziel und nach 4 Tagen rafften wir uns eben auf. Die Straße lief am Meer entlang, an armseligen Fischerdörfern vorbei. Unglaublich wie hier die Gegensätze aufeinandertreffen. Dann noch ein Abstecher zu einem Schlammvulkan, in dem sich gerade eine Gruppe Deutsche aalten. Obwohl alle ganz begeistert von dem seidigen Gefühl auf der Haut schwärmten, zogen wir es vor weiter zu schwitzen und nach ein paar Fotos schnell zu verschwinden.  

Cartagena ist die älteste Kolonialstadt Nord- und Südamerikas mit einer völlig intakten Stadtmauer und Innenstadt. Straßenzüge wie aus dem Bilderbuch mit Balkonen in allen Formen begeisterten uns sofort. Ein nettes Hotel mit kleinem Pool mitten in der Innenstadt half uns durch die heißen Stunden. Am Abend schlenderten wir dann gemütlich durchs Städtle, kehrten bei einem Deutschen zum Bier (Paulaner Hefe) und bei einem Bayern (Würste mit Sauerkraut und wer weiß was? Natürlich für Wolfgang: Schnitzel mit Kartoffelsalat) zum Essen ein, und ließen die Abende in einem typisch kolumbianischen Lokal direkt an der Stadtmauer mit lauter kolumbianischer Musik und einheimischem Bier ausklingen.  

Einen Tag Ausflug zum Playa Blanca und vorgelagerten Inseln rundeten den guten Eindruck von Cartagena ab. Doch die Hitze machte uns schwer zu schaffen. Auch das Meer bot keine Abkühlung, warm wie in der Badewanne. Wir hatten morgens um 8.00 Uhr schon 35 Grad und sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Wir sehnten uns nach kühlerer Luft und beschlossen wieder in die Berge Richtung Medellin zurück nach Bogota zu fahren. Den ersten Tag schafften wie gerade mal 200 km und dann waren unsere Hintern wieder so strapaziert wie schon einmal in Mexiko. Originalton Wolfgang: Ich muss auf meinen Hintern aufpassen, wenn der im Arsch ist, bin ich am Arsch! Also, wieder Schmieren und Salben hilft allenthalben. Und weiter ging es. Als die Popos gerade mal wieder Pause brauchten und wir unsere unterwegs gekaufte Wassermelone essen wollten, trafen wir ein Pärchen Radfahrer  schweißüberströmt unter einem Schatten spendenden Baum. Woher kommt ihr? Aus Holland. Sind seit 2 Jahren unterwegs auf der Welt und wollen auch nach Chile. Sie sahen richtig fertig aus bzw. waren es auch und sehnten sich wie wir nach etwas Kühlung. Wir verspeisten noch zusammen die Wassermelone und dann fuhren wir glücklich von dannen. Die kühle Luft gab es für uns umsonst, die Zwei müssen sich dafür mindestens 1 Tag den Berg raufquälen. Zwar eine Superstraße, tolle Landschaft und Ausblicke, aber wir waren dankbar, sie ohne Anstrengung genießen zu können. Kaum oben angekommen auf ca. 2500 m zitterten wir wieder, weil sich dicker Nebel und Regen breit machte. Die entgegenkommenden Lastwagen tauchten aus dem Nebel wie riesige Ungeheuer auf. Auch hier jammerten uns wieder die armseligen Hütten, vor denen die Kinder am Straßenrand spielten.  Man kann es kaum glauben, dass in solchen Plastikhütten Familienleben stattfindet. Manche machen es sich aber sogar mit Blumen richtig schön.  

Nach 350 km erst in Hitze, dann in Nebel und Nässe suchten wir Schutz in einer steil am Berg liegenden Stadt. Auf Nachfrage nach einem Hotel flitzte ein kleiner Junge voraus und zeigte uns ein Hotel und einen Garage für das Motorrad. Ein schweres Gewitter mit Stromausfall reinigte in der Nacht die Luft und am nächsten Tag fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein nach Medellin. Hier gibt es auch wieder die berüchtigten Straßenschweller, sind aber etwas flacher als in Mittelamerika. Das kommt sicherlich daher, dass hier fast nur Mopeds unterwegs sind. Autos können sich nicht viele leisten, aber die kleinen Mopeds sind überall. Sogar an den Zahlstellen gibt es eine Extraspur für Mopeds, die nichts kostet. Auch wir dürfen da immer durch, und das freut uns natürlich sehr. Straßenkontrollen der Militärs oder Polizei zählen wir schon nicht mehr. Wenn wir dachten, dass es in Mexiko viele waren, so werden wir hier eines Besseren belehrt. Doch entgegen Mexiko sind wir hier bisher nur einmal angehalten worden, um unsere Papiere zu sehen. Ansonsten wird freundlich gegrüßt, bewundernd der Daumen hoch gehalten und das war’s dann. Überhaupt sind die Kolumbianer total offen und freundlich. Jeder spricht dich an oder lacht und immer wird begeistert „Gute Reise“ gewünscht.

Medellin war früher die Hochburg des Drogenkartells von Pablo Escobar.  Vor ein paar Jahren wären wir hier nicht freiwillig hergekommen, diese Stadt stand immer für Kriminalität und Mord.  Escobar ist über lange Zeit gejagt und dann 1993 getötet worden und seitdem ist die Stadt viel sicherer geworden, sagt man. Sie liegt ungefähr auf 1500 m wunderbar in einem Tal und zieht sich über die Hügel die Berge hinauf. Auf der Suche nach einer Unterkunft fuhren wir verschiedene Adressen an, leider hatten wir nirgendwo Glück, alles voll. Dadurch sahen wir aber auch, dass die Stadt eigentlich nichts zu Besichtigen hergibt und der Reiz eher in ihrer Lage liegt. Außerdem brummte der Verkehr und so beschlossen wir kurzerhand weiter zu fahren an einen schönen See mit einem einzelnen großen riesigen Fels, der der Zuckerhut von Kolumbien genannt wird, um uns dort einzumieten. Dies war sowieso in unserem Reiseführer als Ausflug angegeben. Das war die richtige Entscheidung, hier ist es landschaftlich eine Augenweide und das Klima ist gerade richtig, so um die 25 Grad.  

Und weil ja alles bisher so gut geklappt hat, musste ja endlich mal wieder was passieren. Der Straßenzustand und die vielen Kurven hatten es geschafft, dass das Motorrad sich hinten verzogen hat und der Rahmen der Kistenhalterung gebrochen ist. Schweißen war angesagt. Bis Bogota waren es noch 150 km und wir hatten Glück, dass wir am Straßenrand eine Werkstadt sahen, die ein Schweißgerät hatte. Also, hin und gefragt, claro, kein Problem machen sie und als Wolfgang dann noch den Sitz abnahm, war die Bescherung komplett. Auch der Motorradrahmen war aus der Halterung gebrochen. Kein Wunder, dass alles hinten schwammig war. Also, 2 x Schweißen und weiter ging’s. Wir haben ein echtes Problem mit dem Gewicht. Wenn jetzt noch das Campingzeug dazu kommt und die Straßen sicher schlechter werden, ist uns schon ein bisschen mulmig zumute.  

17.7. Wieder zurück in Bogota. Die Fahrt ging über viele Gebirgszüge rauf und runter und es war zum Teil atemberaubend schön. Wir hatten sogar das Glück zwei schneebedeckte Vulkane zu sehen, die sonst nur in den Wolken sind. Gesund und munter sind wir wieder unserem Hostel untergekommen und fühlen uns fast schon wie zuhause. Dieses Bett kannten wir wenigstens schon, haben nämlich wieder dasselbe Zimmer. Alle anderen werden von mir (wenn ich es nicht vergesse) fachmännisch auf Beschaffenheit geprüft. Vor ein paar Nächten war die Matratze super. Als wir uns dann reinlegen und uns zudeckten, lagen wir unter so schweren Decken die uns an die Röntgenschutzdecken erinnerten. Hat man wieder was zu Lachen. Wie gut, dass wir unsere eigenen kleinen Kopfkissen dabei haben, hier sind es manchmal hohe Steinbrocken. Also, wir liegen, sitzen und fahren uns so langsam ein auf unserem Rundkurs von fast 2.500 km.

Diaschau

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