Motorrad gut verpackt in der Kiste zum Heimflug bereit
Wir in Rio am Ziel unserer Traeume, auch zum Heimflug bereit

23.4.2010  Rio - Petropolis – Tiradentes – Ouro Petro – Buzios – Rio   

Eine auesserst lohnenswerte Rundreise machten wir auf unserer letzten Brasilenetappe.  Wir lernten noch mal Land und Leute und vor allem etwas Geschichte kennen.   

Petrópolis liegt 60 Kilometer nördlich der Stadt Rio de Janeiro auf einer Höhe von 838 m über dem Meeresspiegel und wurde 1825 als Ort von deutschsprachigen, insbesondere Tiroler Einwanderern, die von Kaiserin Leopoldine ins Land gerufen wurden gegründet, und war die Sommerresidenz der (nur zwei) brasilianischen Kaiser. Petrópolis ist nach Peter I. benannt. Sein Nachfolger Peter II. erhob den Flecken 1857 zur Stadt.  

Stefan Zweig (1881-1942), österreichischer Schriftsteller, lebte ab 1940 in Petrópolis, Tod im Exil durch Selbstmord am 22.Februar 1942. Er liegt hier begraben.  Kevin Kuranyi , deutscher Fußballprofi bei FC Schalke 04, ist in Petropolis aufgewachsen. Interessiert vielleicht nicht jeden, aber so eine Stadt erscheint einem doch gleich etwas Persoenlicher.  

Hier sitzen wir nach der Besichtung des noch voll eingerichteten Schlosses in der alten Kathedrale und hinter einer Saeule tauchen mal wieder Monika und Bettina auf. Wir hatten uns eigentlich in Rio getrennt, denn jeder wollte die letzten Tage nach seinem eigenen Rhythmus verbringen. Ausserdem wollten sie zur deutschen Botschaft und um Hilfe bitten bei der Beschaffung gueltiger Zollpapiere fuer ihr Motorrad. Die bekamen sie zwar dort nicht, man steht nicht gut mit dem brasilianischem Zoll, aber dafuer lernten sie Rudolf kennen. Er spricht fliessend deutsch, ist Biker und machte mit ihnen einen Tagesausflug nach Petropolis. Es daemmerte schon und die Zwei hatten Null Lust in der Dunkelheit zurueck zu fahren, zumal sie am naechsten Tag auch nach Tiradentes wollten.  

Kurzer Entschluss, sie bleiben hier. Doch wo schlafen? Brasilien hatte zwei Feiertage und die Hotels waren voll. Wir hatten anscheinend mal wieder das letzte Zimmer bekommen, immerhin ein 3-Bett-Zimmer mit grossem Flurbereich, ideal fuer eine Matratze. Wenn sie wollen, fragen wir ob..... Kein Problem, ein gewisser Aufpreis und schon waren wir zu viert im Zimmer, guckten zusammen Deutsche Welle und dann ziemlich kaputt, ab ins Bett.  

Ich wache um 1 Uhr auf,  Bett leer, Flur leer, meine Guete wo stecken die Beiden. Ich schaue in den Garten und sehe zwei in weisse Laken eingewickelte Mumien auf ihren Matratzen liegen. Ich ahne schon warum, habe aber selber nichts gehoert, erster Schlaf, total erschoepft. Wolfgang schlaeft im Moment auch wie ein Stein, atmet aber ruhig und ich versuche auch wieder einzuschlafen. Sind halt nichts gewoehnt, denke ich noch.  

Ich meinte grinsend am Morgen: Wolfgang wollte uns doch nur vor „wilden Tieren beschuetzen“, doch sie zogen lieber die Wildnis vor. Unglaublich lustig!!

Tiradentes

Einer der Feiertage (21.4.)  zu Ehren von Tiradentes = portugiesisch Zahnzieher (eigentlich Joaquim José da Silva Xavier; * 1746; † 21. April 1792 in Rio de Janeiro (hingerichtet)) war ein Verschwörer gegen die portugiesische Kolonialmacht in Minas Gerais und ist heute Nationalheld Brasiliens.

Herrliche kleine alte Stadt wie aus dem Bilderbuch. Ein Zug nur fuer Touristen verbindet diese Stadt mit Sao Joao del Rei, einer viel groesseren Stadt mit pompoesen Kirchen und Bauten.

Obwohl wir direkt im Innenhof unserer Pousada parkten, der Eingang durch einen Waechter immer besetzt ist (sein sollte) stellten wir fest, dass ueber Nacht  die Taschen beider Motorraeder geoeffnet und durchsucht wurden, nur die Metallkisten waren nicht aufgebrochen worden. Bei uns fehlte nichts, wir hatten nichts von Wert in den Packtaschen und im Tankrucksack, konnten wohl nichts gebrauchen. Bei Monika fehlte das Handy, Ladegeraet fuer die Kamera und aus dem Zimmer die Kamera mit mindestens 500 Bildern drauf.  Was fuer ein Glueck, dass sie bei uns nicht im Zimmer waren, Tasche mit allen Wertsachen, Laptop .... nicht auszudenken. Es reicht uns ja noch von Buenos Aires. Auch hatte man uns schon in einer anderen Stadt in Brasilien in der Tiefgarage des Hotels das Schloss an der Aussentasche vom Tankrucksack abgedreht und unser teures dickes Schweizer Messer und eine gute Stirnlampe geklaut. Seitdem lassen wir nichts mehr von Wert drin.

Wir machten einen Riesenkrach, aber was nuetzte es schon, Die Inhaber wiesen jeden Vorwurf von sich, sie gaben uns aber bereitwillig das bereits bezahlte Geld fuer 2 Naechte zurueck und entschuldigten sich.

Unser naechtes Ziel war Ouro Petro,  Wegen ihrer barocken Altstadt ist sie in der Welt einzigartig und einer der wichtigste Touristenmagnete Brasiliens. Seit 1980 ist die Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe. Eine tolle Stadt mit steilen Gassen, die uns aber viel Probleme bereitete, eine passende Unterkunft zu finden. Einmal mit unseren schweren Motorraedern falsch reingefahren – umdrehen, keine Chance.

Der Name Ouro Preto bedeutet auf deutsch schwarzes Gold. Die Stadt bekam diesen Namen wegen ihrer riesigen Goldvorkommen, die durch Eisenoxyd-Verunreinigung leicht schwarz gefärbt waren. Wir besichtigen eine alte Goldmiene und es grauste uns bei dem Gedanken, wie hier mit einfachsten Mitteln ehemals gearbeitet wurde.  

Heute schaut man diese schoenen Staedte an, die doch auf so viel Leid gegruendet sind. Hier in der Goldgegend gab es natuerlich viele Sklaven, was man heute noch am grossen Anteil der schwarzen Bevoelkerung sieht.  

Ab jetzt trennen sich mal wieder unsere Wege, Monika und Bettina muessen zurueck nach Rio. Sie hoffen auf einen Termin beim Chef vom Zoll, der ihnen die richtigen Papiere ausstellt.  

HiDie Fahrt an die Kueste nach Buzios, immerhin ueber 400 km, fuehrte durch bergige Kaffeeplantagen, kleine Farmen eingebettet in fruchtbare Taeler und war dadurch sehr kurzweilig.  

27.4. Buzios

Bekannt fuer seine schoenen Straende, wollten wir her noch mal das Meer geniessen. Leider regnet es seit 2 Tagen ununterbrochen und daraus wurde erst mal nichts.  

Ein kleiner Fischerort, dann von Brigitte Bardot als Ferienort entdeckt, nennt man es auch das St. Tropez von Brasilien. Man hat sie als Bronzefigur, sitzend auf einem Koffer (??), hier verewigt. Ein beliebtes Fotomotiv (jeder setzt sich zu ihr), vor allem fuer die mit dem Kreuzfahrtschiff ankommenden Franzosen und natuerlich fuer mich.  

Hier erreicht uns dann die Nachricht von Monika, dass es mit den Papieren nichts wird, die Zwei muessen zurueck nach Iguazu, noch mal ueber die Grenze nach Argentinien oder Paraguay und mit gueltigen Papieren einreisen. Das Papier dass sie da haben, berechtigt nur fuer die Zone um Iguazu und wenn sie hier die Polizei angehalten haette, haetten sie riesige Probleme bekommen. Tut uns sehr leid fuer sie, 3000 km umsonst zu fahren! Da haben beide Seiten nicht aufgepasst.

3.5.2010 Rio de Janeiro

Wir kommen nach Rio diesmal ueber eine andere Strasse rein und hier man noch die Folgen, wie abgerutsche Haenge, Haeuser etc.,die die Wassermassen angerichtet hatten. In den Aussenbezirken sind die groessten Armenviertel und es sieht dementsprechend verwahrlost und erbaermlich aus.  

In der Stadt selbst ist nicht mehr viel zu sehen, ausser das in unserem Viertel die Kopfsteinpflasterstrassen Loecher haben durch die Unterspuelung. Viele Baeume sind auch hier umgestuerzt, man sieht ueberall noch die Aufraeumarbeiten. Eine Studie in Brasilien zeigt, dass 1960 jeder 10 Brasilianer in einer Favela lebte, heute ist es bereits jeder fuenfte. Einerseits ein moderner und hochentwickelter Staat und andererseits so viel soziale Not.  

Auch auf dem Weg zum Flughafen faehrt man an schwarzen, stinkigen, muelligen Lagunen vorbei, gesaeumt von Armenhaeusern. Bedrueckend!!  

3.5.2010

Heute haben wir unseren zuverlaessigen Freund in eine schoene Kiste verpackt und fuer die Heimreise praepariert. Morgen sind noch die Zollunterlagen zu erledigen und dann ist alles in Butter. Wir sind sehr erleichtert darueber, dass alles so gut geklappt hat, wie man es uns angekuendigt hatte.  

Jetzt geht es nur noch mit Strassenbahn, Bus und Metro durch die Stadt und wir sind doch sehr froh darueber. Die Autofahrer hier nehmen ueberhaupt keine Ruecksicht, die Beschilderung laesst auch oefters zu wuenschen uebrig und wenn man jemanden nach dem Weg fragt, gibt es peinliches Weggucken oder schwallartige Reden, die wir nicht verstehen. Aber wir haben es hingekriegt!!  

5.5.2010

Das Wetter ist schoen, wir wollen heute zum Christus. Gut zu erreichen mit dem Bus und dann geht es mit Autos den Berg rauf. Die Bahn ist immer noch gesperrt, weil die Haenge durch den Regen abgerutscht sind und die Arbeiten immer noch anhalten. Der Christus wird im Moment leider restauriert, ist also eingeruestet. Aber es geht uns ja auch um den lang ersehnten Blick auf Rio.

Leider etwas diesig heute, aber wir sind trotzdem begeistert. Von oben sieht diese Stadt einfach grandios aus. Rio war unser Traumendziel und wir haben es erreicht. Jetzt noch auf den Zuckerhut und dann koennen wir zufrieden heimfliegen.  

Kurzes Intermezzo zwischendurch: Nach einer Dusche hatte ich Wasser im Ohr und als ich es mit einem Q-Tipps absaugen wollte (welch bloeder  Einfall, benutze ich sonst nie) schob ich mir ordentlich Ohrenschmalz vor das Trommelfell und war daher halbseitig taub. War sehr unangenehm und ich beschloss daher, hier einen Ohrenarzt aufzusuchen. Unsere Gastgeber hier mussten just an diesem Tage mit ihrem Sohn auch zum Ohrenarzt und so konnte ich mich gut anschliessen. Netter junger Arzt, reinigte gleich beide Ohren und in 3 Minuten war alles erledigt, 120 Euro wechselten den Besitzer und wir fragten uns einmal mehr, wie das die Menschen hier bloss machen. Viele haben zwar eine Versicherung, doch die Mehrheit hat sicher keine und die Medikamente sind suendhaft teuer. Wie gut geht es uns da doch in Deutschland!!  

Danach ging es mir super gut und wir konnten, wenn wir uns beeilen, gerade zum richtigen Zeitpunkt zum Sonnenuntergang auf den Zuckerhut. Diesmal mit dem Taxi und es reichte wirklich gerade hin. Wunderschoen!!  

Fast 2 Monate bereisten wir dieses riesige Land und haben doch nur einen Bruchteil davon gesehen. Es ist sehr vielseitig, landschaftlich reizvoll, tolle Straende und Inselwelten begeistern, schoene Staedte aus der Kolonialzeit sind zu erkunden. Im Gegensatz zu anderen bereisten Laender fanden wir die Menschen ernster und nicht so zugaenglich. Sicher spielt dabei bei einem Mindestlohn von nur knapp 300 Euro und Preisen, die unseren nahe kommen, der Ernst des Lebens eine grosse Rolle. Trotzdem sind die Kneipen und Laeden voll, wobei bei letzteren bei den Preisen immer gleich die Ratenzahlung mit angegeben ist.  

7.5.2010

Bis zu unserem Rueckflug knapp vor Mitternacht geniessen wir noch die Waerme und den Pool in unserem Quartier in Santa Tereza hoch ueber den Daechern von Rio de Janeiro. 

 73000 km sind wir in Nord- und Suedamerika gefahren. Ein langer Traum ging in Erfuellung. Jetzt freuen wir uns auf unsere auch sehr schoene Heimat, unsere Familie und Freunde und wir danken allen, die mit so viel Spass mit uns mitgereist sind. Ab jetzt heisst es vorerst wieder: heidwolfonhometour.de 

Asien wird unser naechstes Ziel sein, dann aber direkt von der Haustuer weg - genauer Starttermin ist aber noch nicht geplant.

 

Dazu Diaschau Brasilien 5 

====================================================================== 

 

 

Zurück
Top