11.12. Puerto Natales Wir erhielten ein E-mail von Monika und Karl, auch ein Ehepaar unterwegs mit der gleichen Maschine, unser Alter und seit 18 Monaten unterwegs von Alaska bis Feuerland. Wir hatten ihre Internetadresse im Hostel in Bogota entdeckt und hatten seither sporadisch Kontakt miteinander. Da sie uns 2 Monate voraus waren, haben wir immer mal wieder interessiert ihren Reisenbericht gelesen. In den letzten Monaten hatten sie sehr viel Pech mit ihrem Motorrad, immer wieder auf Teile warten, dann schlampig repariert, wieder auf Teile warten, aber sie haben die Ruhe bewahrt. Wir hatten schon richtig Mitleid mit ihnen
Und auch diese Nachricht war nicht sehr erfreulich. Sie hatten im Nationalpark Torres del Paine einen Zusammenstoß mit einem Auto. Monika hat sich den Fuß geprellt, aber ansonsten ist ihnen nichts passiert. Das Motorrad war aber total hin und es sah auch so aus, dass nichts mehr geht. Aber hier passt der Spruch: Wenn man meint es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her! Puerto Natales ist wirklich nicht groß, aber es gibt dort einen BMW-Bastler absoluter Spitzenklasse. Er hätte sogar einen gebrauchten Motor da gehabt, aber er hat den alten wieder hingekriegt und das Getriebe zerlegt etc. Wellen mussten gerade gedreht, Aluminium geschweißt werden etc. Meisterleistung fast am Ende der Welt und dies dann auch noch für unsere Verhältnisse zu einem Spottpreis.
Wir hätten nie geglaubt, dass wir uns noch persönlich kennenlernen würden. Aber eine halbe Tagesreise entfernt in Puerto Natales, das sowieso unser nächstes Ziel war, klappte es dann. Monika schonte ihr Bein im Hostel und Karl war beim Mitbasteln in der Werkstatt als wir ankamen. 2 Tage Arbeit und das Wunder war vollbracht. Wir zogen ins gleiche Hostel, denn es gab natürlich viel zu erzählen.
Wir bummelten noch kurz durch das Städtchen und Wolfgang meinte, komisch dass der Beat sich nicht mehr gemeldet hat, die müssten doch auch längst hier unten sein. Zwei Stunden später gehen wir zum Essen, schauen durch ein Fenster in ein Lokal und Wolfgang sagt: da sitzt er! Tatsächlich, da saßen er und seine Freundin und sie waren sprachlos. Heute hatten sie gerade beschlossen, sich bei uns zu melden, wenn sie die 8-Tages - Wanderung im Torres del Paine hinter sich haben. Wir hatten uns in Laz Paz das letzte Mal getroffen und Monate später hier unverabredet wieder, schöne Überraschung!
Wir machen die Besichtung des Nationalparks Torres del Paine mit dem Moto, wieder 150 km Piste, aber gut zu fahren. Wieder einmalige Landschaft, wobei leider die Spitzen der Torres wolkenverhangen sind. Aber macht nichts, der Gesamteindruck ist fantastisch, verschiedenste Blumen blühen und die Aussicht über riesige Seenlandschaften begeistert von Mal zu Mal. Herden von Guanakos grasen friedlich, doch sobald unserer Motorrad naht rennen sie aufgeschreckt davon. Nur zwei im Liebesakt direkt am Straßenrand lassen sich überhaupt nicht stören, wir grinsen und sind auch schon vorbei!
13.12. Punto Arenas
Monika und Karl wollen auch an Weihnachten in Ushuaia sein und die Idee zusammen Wolfgangs 60. Geburtstag zu feiern war auch schnell geboren. Also trafen wir uns wieder in Punto Arenas und hatten einen schönen Geburtstag zusammen. Sogar ein Geschenk gab es: Ein blaues Lapislazulikreuz, auf der silbernen Rückseite ist Monika y Karl eingraviert. Soll ihm als Schutz dienen, war die Idee. Wolfgang guckte ganz ungläubig, hatte er mit so etwas nicht gerechnet. Total lieb!!
Wir entdeckten die Sky Bar hoch oben in einem vornehmen Hotel und stießen, mit herrlicher Aussicht über das Meer auf Feuerland und die Stadt, auf Wolfgangs Geburtstag an. Anschließend noch ein gutes Abendessen, ein rundum gelungener Tag.
Morgen geht es mit der Fähre nach Feuerland.
Jetzt gibt es nur noch eine Stadt südlicher, Ushuaia auf Feuerland! Das war unser Ziel: Alaska bis Feuerland! Alles was wir jetzt noch weiter sehen werden, ist das Sahnehäubchen oben drauf!
18.12.2009 Porvenir
Wir treffen an der Fähre nach Porvenir Freunde von Karl und Monika, die mit dem Wohnmobil schon 9 Jahre unterwegs sind. Schnell wird entschieden, dass Monika und einiges Gepäck von den beiden bei Dagmar und Dieter mitfahren. Es sind ca. 150 km Piste und Monika hat die Nase voll davon. Nach der Grenze zu Argentinien ist wieder geteert bis Ushuaia und dann fährt sie wieder mit dem Moto mit.
Karl und die anderen fahren voraus. Die Piste ist sehr gut und Wolfgang düst mit 80 km drüber. Hoppelt so am wenigsten und es geht geradeaus. 10 km vor der chilenischen Grenze schlingert das Motorrad plötzlich heftig und versucht, nach allen Seiten auszubrechen. Wolfgang versucht es zu halten, keine Chance! Auf der Schotterpiste war zum Pech auch noch rechts ein Straßengraben, in den das Motorrad hineinschlitterte. Dann erfolgte der Abflug. Ich war gleich wieder auf den Beinen, nichts passiert, aber ich habe Wolfgang seitlich in den Schotter fliegen sehen und es krachte mächtig. Gott sei Dank war sein Helm zu, denn er schrappte mit dem ganzen Visier über die Steine. Er blieb erstmal liegen. Ich half ihm in die Sitzposition und da sagte er schon, ich habe starke Schmerzen in der Schulter. Er meinte schon selbst, wahrscheinlich das Schlüsselbein gebrochen. Als ich nachschaute, konnte ich das nur bestätigen. Man sah schon an der Schulterstellung und dem darunter liegenden Knochen die Bescherung. 2 Autos hielten an und halfen mir das Motorrad wieder aufzurichten, denn es lief Benzin aus. Dann sahen wir auch den Grund, ein platter Hinterreifen. Wie wir im Nachhinein feststellen konnten, hatte der Hinterreifen in der Außenlauffläche einen 5 cm langen Riss und der Schlauch war völlig zerfetzt!
Wolfgang blieb dann im Gras sitzen und ich fuhr in einem Auto ca. 10 km mit bis zur Grenze, dort zur Polizei. Karl und die anderen warteten und wunderten sich schon, was los war. Sie wollten weiter warten, bis geklärt wird, wie es weitergeht. Es wurde dann von der Polizei ein Pick up organisiert, das Motorrad aufgeladen und nur bis zur Grenze Chile gebracht. Dort blieb es erstmal, wir wollten es am nächsten Tag irgendwie abholen. Wolfgang hielt sich tapfer, ich hatte ihm schon an der Unfallstelle Schmerztabletten gegeben, denn wir mussten wir auch noch die Grenzformalitäten Chile/Argentinien hinter uns bringen, denn das nächste Krankenhaus war 80 km entfernt in Argentinien. Karl baute noch das Hinterrad aus, nahm unser Ersatzreifen und neuen Schlauch mit, damit wir den schon reparieren lassen konnten, denn die Idee war, am nächsten Tag mit dem Auto zurückzukommen, Hinterreifen wieder einzubauen und Karl fährt das Motorrad dann nach Rio Grande, wo wir das Motorrad stehen lassen können.
Rio Grande
Wir stiegen dann auch ins Wohnmobil von Dagmar und Dieter und ab ins Hospital. Die Röntgenbilder zeigten wirklich einen Schlüsselbeinbruch und sonst nichts! Jetzt haben sie hier aber nicht die moderne Behandlungsmethode mit dem Rucksack aus Stoff, sondern er hat jetzt einen aus Gips, den er 30 Tage tragen muss. Karl und Monika organisierten in der Zwischenzeit ein Hotel, kauften im Supermarkt ein Vesper ein und als wir dann aus dem Krankenhaus kamen (21.30 Uhr, der Unfall passierte so 3 Uhr) gab es ein Bier mit Strohhalm für Wolfgang, denn er kann die Flasche nur zum Mund führen und nicht hochheben. Wie das weitergehen soll, wissen wir auch nicht!
Am nächsten Tag organisierten wir dann ein Taxi und Karl und Wolfgang fuhren zurück mit dem reparierten Hinterrad. Karl fuhr dann das Motorrad zu unserem Hotel, wo wir es die nächsten 30 Tage sicher stehen lassen können. Den Tag drauf nahmen wir dann den Bus nach Ushuaia und sahen traurig Karl und Monika nach, wie sie mit ihrer BMW zur letzten Etappe bis zum "Ende der Welt" aufbrachen. Aber wir sind so froh, dass wir das alles nicht allein durchstehen mussten, sondern liebe Menschen zur Seite hatten.
19.12. Ushuaia
Wir haben jetzt hier eine nette Unterkunft in Ushuaia und werden hier die nächsten Schritte überdenken bzw. abklären. Hier gibt es auch eine Klinik und wir werden versuchen, einen modernen Rucksackverband zu bekommen.
Es ist wirklich schade, so kurz vor dem Ziel so ein Unglück zu haben, andererseits können wir heilfroh sein, dass es so glimpflich abgelaufen ist. Im Wort Unglück steckt ja auch das Glück mit drin!!
In diesem Sinne wünschen Euch, in diesem Fall heidwolfongipstour, schöne und friedliche Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!!! Wir werden Euch, wie bisher, weiterhin berichten.