Carretera Austral in Chile
Schotterpistenende Ruta 40, heiß ersehnt

2.12.2009 Patagonien - Bariloche

Und wir machten es richtig! Die Wettervorhersage stimmte auf den Tag genau und wir fuhren schon im Sonnenschein nach Bariloche, Argentinien. Am nächsten Tag war keine Wolke mehr am Himmel und die Berg- und Seenwelt glitzerte um uns herum. Noch schöne geteerte Straße und Schneeberge frisch beschneit machten die Fahrt zum Genuss. Wir wussten ja, dass die Straßenverhältnisse sich bald ändern würden. Die Ruta 40 in Argentinien und die Carretera Austral in Chile sind fast ausschließlich reine Naturstraßen. Also Piste, in unterschiedlichstem Zustand, Ab jetzt Patagonien pur!

Noch eine Übernachtung in Esquel/Argentinien und dann Piste zurück nach Chile, Carretera Austral . Hier fährt man immer wieder Chile/Argentinien, weil die Landschaft so am reizvollsten ist. Wir können es kam glauben, dass wir zu den Glücklichen gehören, die die kommende Strecke in strahlendem Sonnenschein fahren werden. Horrorgeschichten über Regen und Nebel sind hier die Regel. Die letzten 3 Wochen war hier fast Dauerregen, jetzt soll es 10 Tage stabil bleiben. Also, nichts wie runter in den Süden bei den guten Bedingungen, heißt aber auch, jeden Tag fast am Limit fahren.

Manfred tut sich schwer mit der Piste, hat auch keinerlei Erfahrung damit. Schotter, an den Seitenränder auch ziemlich tief und man muss ziemlich jonglieren, damit man in der Fahrspur der Autos bleibt. Wir fahren vor damit er nicht unter Druck kommt und warten an einer idyllischen Stelle auf ihn. Ein Auto hält an und der Fahrer sagt: Euer Freund ist gestürzt, aber es ist nichts weiter passiert, er kommt gleich! So war es denn auch, Manfred kam nach ein paar Minuten und erzählte, dass er in den tiefen Schotter am Rand gekommen wäre und Bumms wäre er schon gelegen. Leider ist dabei sein Bein unter den Seitenkoffer gekommen und er hat es etwas verdreht. Knöchel und Knie tun weh! Am liebsten würde er umdrehen (50 km waren gefahren) und die lange Strecke an der Küste auf guter Straße nehmen. Wir meinten, bei der nächsten Gelegenheit trinken wir einen Kaffee und dann entscheidest du dich. Jetzt fährst du am besten vor und wir fahren hinterher. Er fuhr und fuhr und hielt überhaupt nicht mehr an. Also, die Entscheidung war dann wohl gefällt: Weiterfahren! Nach der Grenze zu Chile gab es dann eh kein Zurück mehr. Insgesamt üble Schotterpiste 220 km lang, leider hat es ihn dann noch mal gelegt. Ist diesmal gar nichts passiert, aber für die Psyche nicht besonders nützlich. Ziemlich fertig und total eingestaubt nahmen wir uns nach 8 Stunden harter Fahrt ein Zimmer in La Junta und jetzt schmerzte Manfreds Bein ordentlich. Am nächsten Morgen war es klar, die kommenden 280 km, davon wieder mindestens 180 km Piste (Zustand unbekannt) geht gar nicht. Pick up organisiert, Motorrad drauf: Wir sehen uns heute Abend in Coyhaique zum Abendessen wieder.

5.12.2009 Coyhaique

Die Fahrt hierher war eine richtige Herausforderung. Bloß gut, dass Manfred mit dem Auto fuhr. Nicht nur Schotterpiste machte uns das Fahren schwer, sondern extrem viele Baustellen mit unterschiedlichster Bodenbeschaffenheit. Dann ein Pass mit engen Kurven Stein und Schotter gemischt, brauchte alle Konzentration. Oben hielten wir an und ein Auto fuhr heran mit drei ziemlich betrunkenen Männern. Daumen hoch - wie toll wir sind - eine Büchse Bier als Geschenk und mit Vollgas verschwanden sie in einer Staubwolke. Hoffentlich kommt niemand entgegen!

Die Landschaft ist unbeschreiblich schön. Unberührt und erhaben reiht sich ein Gebirge ans andere. Wälder, Riesenpflanzen, grüne Gletscherflüsse und klare, ruhige Seen ergeben ein Naturschauspiel zum Staunen. Ich meine zu wissen, warum man in den Bergen jodelt. Es ist ein Ausdruck von tiefstem Gefühl der Ergriffenheit und überschäumenden Freude, das sich einen Weg bahnt. Leider können wir nicht jodeln (hätten vielleicht bei Loriot das Jodeldiplom machen sollen) aber so ein paar Juchzer würden wir schon hinkriegen. Ist uns im Moment aber nicht danach, wir sind eher die stillen und erfurchtsvollen Genießer.

Manfred war eine Stunde vor uns angekommen und wir kamen in der gleichen Hospedaje unter.

6.12. Fahrt nach Puerto Ibanez

Unsere letzte gemeinsame Etappe nehmen wir heute in Angriff. Nur gute Straße und Manfred wagte sich wieder auf's Moped. Ging gut und wir wollen von Puerto Ibanez mit der Fähre übersetzen nach Chile Chico. Die Fahrt bis Puerto Ibanez, malerisch gelegen am zweitgrößten See Südamerikas, bot wieder jede Menge Fotomotive. Sogar zwei Kondore sahen wir am Himmel ihre Runden drehen. Und es wurde spannend. Die Fähre geht um 18.30 Uhr und eigentlich hat jeder mit Fahrzeug vorbestellt. Wir natürlich nicht und so hofften wir auf ein Plätzchen. Wir passten wirklich gerade noch in eine Ecke, welch eine Erleichterung. Nach 2 1/2 Stunden Fahrt mit Panorma auf den Cerro Castillo brach dann wirklich unser letzter gemeinsamer Abend an. Wir kamen nett in einem alten Landgasthof unter und tranken noch ein Bierchen zusammen. Manfred konnte ausschlafen, er will ja eh die lange geteerte Route an der Küsten entlang nehmen. Wir müssen früh aus, wieder über die Grenze nach Argentinien und dann zackig auf die Routa 40. An den kleinen Grenzen ging die Aus- und Einreise sehr schnell.

7.12. Routa 40 - Perito Moreno

70 km noch bis zur berühmten Ruta 40. Diese ist dann seit neuestem noch 50 km geteert und dann ging die üble Schotterpiste los. Die neue Straße ist schon im Bau und wir schauten sehnsüchtig auf schon fertig geteerte lange Teilstücke, die aber im Nichts enden und die wir daher nicht nehmen können. Wir müssen uns noch die alte Strecke abplagen. Aber gemeckert wird nicht! Haben wir doch das große und nur Wenigen beschiedene Glück: Sonne pur, 25 Grad, und kein Wind!! Normalerweise weht hier der Wind, dass man fast von der Straße abkommt. Meistens seitlich und oft auch eisig. So hatten wir uns drauf eingestellt. Jetzt diese schöne Überraschung! Man ist so schon am Kämpfen, dass man in der Spur bleibt und nicht in den tiefen Schotter kommt. Mit starkem Wind totaler Stress. Nach genau 102 Kilometer Waschbrett-, Kies-Piste kam wieder so ein schönes Stück, immerhin 55 km lang. Unser Ziel war eine Estancia (Farm mit Gästezimmern) und da waren die noch ausstehenden 40 km auf Piste auch noch machbar. Straße also ziemlich abwechslungsreich und auch die viel als langweilig gescholtene Landschaft hat uns durchaus gefallen. Immer wieder Schneeberge zu sehen, viele Guanakos (Vorfahren der heutigen Lamas, die wilden Lamas der Anden), wilde Strauße und sogar ein Gürteltier (das erste in unserem Leben) liefen uns über die Piste. Dadurch, dass es die letzten Woche so viel geregnet hatte, spross sogar an den Seitenrändern ziemlich viel Grün. Heute sind wir einschließlich Grenzabferigung und Päuschen in 9 Stunden 390 km gefahren, davon 210 km Piste. Wolfgang hat als Belohnung 3 Küsschen von mir bekommen, dass wir wieder heil angekommen sind!! Wir lagen um 9 Uhr schon im Bett und merkten da erst, wie unser ganzer Körper noch vibrierte.

8.12. Schön gelegen war die Farm ja, hier steigen inzwischen geführte Touren von Motorradfahrern ab, es gibt ja auch erst 50 km weiter noch eine Übernachtungsmöglichkeit, aber wir mussten für Übernachtung, Abendessen und Frühstück (Kaffee mit Zwiebackbrotscheiben und Marmelade) 100 € berappen. Dreimal so viel wie sonst üblich. Aber Bett und Essen waren gut und mit frischem Mut machten wir uns an die restlichen 180 km Piste. Zwischendurch erwies sich Wolfgang als "Pistensau", indem er mit 80 darüber düste. Dann wurde aber immer wieder die Spur so eng, so dass er lieber langsamer fuhr, um auf keinen Fall auszurutschen. Gesund und munter erreichten wir an diesem Tag schon mittags El Chalten, um den so viel gerühmten und berühmten Berg Fitz Roy zu sehen. Das besondere an ihm ist die zackige Formation und der große Gletscher, der in einen See mündet. Sieht wirklich toll aus, wie die Bilder beweisen.

Aber wir sind unruhig, wer weiß, wie lange das schöne Wetter sich noch hält. Die nächste Stadt (220 km) ist Calafate und vor hier aus liegt 80 km weiter der grandiose Moreno Gletscher. Dieser Gletscher wächst noch und kalbt jeden Tag mehr oder weniger große Eisstücke, die dann mit lautem Getöse in den See fallen. Man kommt ganz nah ran und hört in knistern und knacken. Oft knallt es kurz wie bei einer Explosion und dann platzt wieder ein Stück ab und fällt spritzend ins Wasser. Einmalig!

11.12. Calafate

Absoluter Touristenort, aber sehr hübsch. Hier lässt es sich aushalten. Wir sind die letzten 7 Tage fast den ganzen Tag gefahren. Heute wird Ruhetag gemacht, bevor es weitergeht nach Puerto Natales, wieder in Chile. Schließlich habe ich auch noch etwas zu tun, nämlich euch mit diesem langen ausführlichen Bericht + Diaschau zu beglücken!?

Dazu Diaschau Chile/Arg. 6

ZurückWeiter
Top