Anchorage liegt am Meer und im Hintergrund auch wieder Schneeberge. Wir hatten eigentlich vor, uns mit einem Paar zu treffen, das wir in Venezuela trafen. Leider gingen sie genau zum Zeitpunkt unserer Ankunft in Urlaub für 2 Wochen und wir hatten nur E-mail-Kontakt.

In Anchorage war kein Zimmer mehr zu bekommen, aber wir hatten Glück: Das Backpacker Hostel wurde gerade neu eröffnet und wir waren die 2. Gäste mit Privatzimmer. Dort konnten wir dann unser Zelt trocknen, das wir leider im Denali Park nass einpacken mussten.

Die Stadt an sich gibt nicht viel her, sie wurde 1964 durch ein Erdbeben ziemlich zerstört und so gibt es nur noch ein paar alte Häuser. Ansonsten ist alles neu und etwas unpersönlich. Ich hatte dringend einen Frisörbesuch nötig (s. Fotoalbum), Wolfgang ließ sich auch gleich den Bart etwas stutzen, das Motorrad ging in die Werkstatt um neue Reifen zu bekommen und zur Inspektion. Also Runderneuerung. Wäschewaschen war auch dringend nötig und so ging’s zur Laundry. Klappte alles hervorragend, außer dass mit der dunklen Wäsche 1 Packung Zigaretten mitgewaschen wurden. Als wir den Deckel öffneten guckte Wolfgang ungläubig auf das ganze Gekrümel und fragte: „Aber in der anderen Wäsche (der hellen) ist nichts drin, da bist Du sicher?“ Ich nickte folgsam, habe nachgeguckt in den Taschen, oder nicht? Er öffnet den Deckel und triumphierend hält er mir einen Lippenstift entgegen, bei 60 Grad ohne Deckel sah er eigentlich noch ganz gut aus. Was soll’s, alles in den Trockner und immer wieder winkte ein Papiertaschentuch aus dem Fenster. Wir mussten so lachen, mehr konnte wirklich nicht schief gehen.

 

2 Tage später ging es weiter nach Whittier (auf Kenai Peninsula), wo wir eine Schifffahrt im Prinz William Sound gebucht hatten. Leider spielte das Wetter wieder mal nicht mit. Es war trotz allem eine wunderschöne Fahrt dorthin. Das Interessante daran war auch die Fahrt durch einen schmalen Tunnel. Whittier ist nur mit Schiff oder durch diesen Tunnel (4 KM geradeaus) zu erreichen. (Auch im Fotoalbum zu sehen) Dieser ist immer wechselseitig alle ½ Std. geöffnet. Außerdem fährt auch noch der Zug durch, wodurch die Motorräder zwischen den versenkten Schienen fahren müssen – ganz schöner Balanceakt. Die Wolken hingen fast bis zum Wasser runter und die Gletscherwelt zeigte dadurch nicht ihre ganze Pracht. Wir haben es aber trotzdem genossen durch Eis und Wolken mit Blick auf die grandiosen Gletscher zu schippern. Kleine Seeottern schwammen durch die Eisbrocken. Sie liegen beim Schwimmen auf dem Rücken und manche tragen ihre Babys auf dem Bauch. Also doch ein gelungener Tag.

Am Abend ging es gleich weiter nach Seward. Wir kamen ziemlich spät an und es war so viel los, dass wirklich überhaupt kein Zimmer mehr zu kriegen war. Die einzige Unterkunft war dann noch eine sogenannte Cabin auf einem Campingplatz. Einfachst ausgestattet, aber wir waren froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, ohne das Zelt auspacken zu müssen. Wieder ein Fjörd mit Eisbergen und Gletschern – eben einmaliges Alaska.

Unsere erste Berührung mit einem kilmeterlangen Sandstrand und Klippen hatten wir dann in Kenai auf Kenai Peninsula. Ein traumhafter Blick, gutes Wetter und die Aussicht auf schöne Strandspaziergänge luden uns ein, hier ein Weilchen zu bleiben. Wir packten dieses Mal unser Zelt aus, direkt auf einem Mobilhomeplatz. Riesenwohnmobile und wir dazwischen. Kenai hat einen süßen alten Stadtteil mit russischer Kirche und einem alten Cafe, in dem wir gleich Stammgast wurden.

Dann machte der Campingplatzbesitzer uns den Mund wässrig, dass am Russian River Grizzlies zu sehen wären. Die Lachse wären da und man hätte eine gute Chance. Da es sowieso wieder regnete – nichts mit Strand, also Domizilwechsel nach 3 Tagen. Auf nach Cooper Landing zum Russian River . Wir waren auf dem Hinweg schon daran vorbeigefahren und wunderten uns noch, warum so viele Fischer im Fluss standen. Wir waren immer der Meinung, die Lachse kommen erst im August. Man belehrte uns aber, dass es verschiedene „Runs“ gibt, der erste wäre jetzt gerade am Zurückgehen. Da alles nur ein paar Tage geht, hatten wir es natürlich verpasst. Auf dem Trail zum Russian River zu den Wasserfällen soll man sich in ein Buch ein- und austragen, damit die Rancher wissen, ob alle wieder gut zurückgekommen sind. Ich lese 30.6. soundso aus irgendwo unter Bemerkungen:  lots of Grizzlies on the falls!! Ihr hättet meinen Stechschritt sehen sollen, aber wir hatten ja schon den 7.7. und die Lachse gehen zurück!! Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Na ja, ich will euch nicht zu lange auf die Folter spannen – wieder nichts. Schöne Fälle, schöner Fluss, doch keine Bären nur Mosquitos. Wolfgang tröstete mich so gut er konnte, wird schon noch.

Dann ging’s weiter nochmal durch den Tunnel nach Whittier und rüber auf’s Festland nach Valdez. Es regnete mal wieder und man sah auch diesesmal fast nichts. Aber wir hatten eine Superinformation auf dem Schiff. Über das Erdbeben 1964 mit anschließendem Tsunami und über die Exon Valdez Ölkatastrophe. Wir haben eine Schautafel davon im Fotoalbum, wie viel Öl damals auslief. Die Tierpopulation ist drastisch zurückgegangen und ist erst so langsam wieder am Steigen. Am Abend unserer Ankunft klärte der Himmel auf und Valdez zeigte seine ganze Schönheit. Schöne Promenade und die Kulisse rundherum ist atemberaubend. Grüne spitze Berge, Schneeberge, eine Straße schlängelt sich durch Höhen mit Blick in weite Ferne und Gletscher an denen man direkt vorbeifährt. Meine Worte reichen nicht aus!

Dieser Tag war wettermäßig bis abends wunderschön. Doch als wir Richtung Haines kamen zog es wieder total zu und es war nur noch Nebel. Auch diese Strecke durch die Berge soll  unglaublich sein, was wir leider wiedermal nur im Ansatz sahen. Ankunft in Haines bei Dauerregen und so ging es auch am nächsten Tag auf die Fähre nach Juneau. 6 Stunden Dunst und nichts gesehen. Wir hatten viele "Mitleider". Eine ganze Menge anderer Motorradfahrer war auch unterwegs. Nette Leute, und wir haben schon einige Adressen für USA. 

Soll auch mit die schönste Durchfahrt der Inside Passage sein. Dann hatten wir wieder einen Tag Glück. Die Sonne strahlte nur so vom Himmel, der erste Gletscher im Sonnenlicht! Juneau ist ja die Hauptstadt von Alaska und wirklich sehr hübsch. Viele alte Häuser und ein toller Hafen. Hier kommen jährlich 850.000 Kreuzfahrer an und dementsprechend sind die Läden. Pelze, Schmuck - Wahnsinn. Selbst die Grizzlies tragen Perlenketten (s.unten). Ich war richtig depremiert, immer noch keinen gesehen und wie durch ein Wunder sah ich doch noch einen! Wolfgang und ich saßen bei einem netten Glas Bier bzw. Wein und als ich von der Toilette wieder kam, saß direkt einer auf meinem Strohhalm im Wasserglas. Welch eine Freude!! Er will auch nicht wieder allein sein und in die Wildnis und so darf er ab jetzt bei uns vorne mitfahren. (Wolfgang hatte ihn heimlich am Artic Circle für mich gekauft). Süßer Wolfgang, süßer Bär!!

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