1 ½ Stunden später und wir haben auch hier alle Grenzformalitäten problemlos hinter uns gebracht. Man braucht halt etwas Geduld, wieder einen Helfer und schon fahren wir nach Boquete, ein Dörfchen neben dem höchsten Vulkan Mittelamerkas, dem Barú mit 3.475 m. Dieses Dorf liegt auf 1000 m Höhe, ist angenehm in den Temperaturen und wir wollen von hier aus ein paar Ausflüge machen. Durch den Nebelwald kommt am Nachmittag oft ein Sprühregen und es kühlt empfindlich ab.
Und jetzt hat es uns doch noch erwischt! Hier ist das bevorzugte Gebiet des Quetzal, Mittelamerikas berühmtesten und seltensten Vogels. Die Währung Guatemalas heißt so, denn es ist ihr Nationalvogel. Aus seinen Federn wurden nur für die Könige und höchsten Priester der Maya Kopf- und Brustschmuck gemacht. Er ist so groß wie ein Papagei, grün mit einem knallroten Bauch und hat ganz lange Schwanzfedern. Sämtliche Touristen streifen durch die Wälder auf der Suche nach ihm. So heißt es denn auch: Hast Du schon einen Quetzal gesehen? Wir dachten, soviel Glück haben wir eh nicht, also warum Zeit vergeuden. Aber unser deutscher Hotelbesitzer meinte, wenn ihr einen sehen könnt, dann hier auf dieser Wanderung. Also, das kleine Fernglas umgehängt und auf zum Wasserfall. 2 Stunden Wanderung durch wunderschönen Dschungel, mit bis zu 60 m hohen Bäumen voll mit Bromelen, blühenden Büschen, Blumen und einem Bach, der uns lustig plätschernd begleitete. Immer wieder sind wir stehen geblieben, haben auf die Vogelgeräusche gehört, mit dem Fernglas die Baumkronen abgesucht – kein Quetzal!! Aber zur Belohnung ein schöner Wasserfall am Ende des Weges, doch auch auf dem Rückweg hatten wir kein Glück. Eine männliche Menschenseele begegnete uns, fragte: Hallo, habt ihr einen Quetzal gesehen? Das ist das beste Gebiet hier dafür! (Na, wem sagt er das!) Nein, leider nicht, aber ich habe ihm alles Gute gewünscht, vielleicht hat er ja mehr Glück.
Na, es muss ja noch ein paar Geheimnisse bzw. unerfüllte Wünsche für uns geben: Keinen Grizzly, keine Wale und eben keinen Quetzal. Dafür eine Fülle von tollen Erlebnissen mit vielen anderen Tieren und gesund und munter sind wir auch bis hierher gekommen, denn wir sind im letzten Land unserer jetzigen Reise angekommen. Von Panama aus wollen wir am 18. April für 5 Monate nach Deutschland fliegen, im September wieder zurückkommen und dann geht's nach Südamerika weiter. Unser Motorrad lassen wir hier im Zoll und es drängte uns jetzt ein bisschen nach Panama City zu fahren, um vorab alles Nötige dafür zu klären.
30.3.200 El Valle
So machen wir nur auf dem Weg dahin einen Abstecher nach El Valle. Dieser Ort liegt in einem 5 km² großen Vulkankrater, der vor 5 Millionen Jahren entstanden ist, ringsum eingesäumt von grünen Bergkämmen. Auch hier ist wieder ein angenehmes Klima und dort lernen wir Maren, Charly und ihren Sohn Jakob kennen, ursprünglich aus Berlin, leben aber seit 9 Monaten hier, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Sie laden uns gleich zu sich nach Hause ein und wir verbringen zwei total schöne und sehr gesprächige Abende miteinander.
Dann bemerke ich einen in einen Baum gebauten Käfig bei unserem Hotel und neugierig gucke ich gleich, wer denn da wohnt. Ein struppiges kleines Knäuel bewegt sich und dann streckt das goldigste Faultier aller Zeiten seine Arme nach mir aus, streckt seinen Kopf durch das Loch und schmiegt sich in meine Hände. Es will mich überhaupt nicht mehr loslassen. Der Besitzer holt es dann raus und sagt uns, dass dieses Baby 2 Monate alt ist, seine Mutter tot sei und er es jetzt aufzieht. Normal hängen sie am Bauch der Mutter, bis sie selbständig sind. Jetzt hängt es halt überall an den Menschen rum, wenn es wach ist und lässt sich knuddeln. Wenn es mal an einem hängt, kriegt man es kaum ab. Es zieht dir den Pulli lang wie eine Klette. Ich hätte es am liebsten mitgenommen.
1.4.2008 Panama City
Doch dann heißt es mal wieder Abschied nehmen von Mensch und Tier und ab aus der Idylle in die Großstadt. Diese empfängt uns nach nur 2 Stunden Fahrt mit einer riesigen Brücke über eine Flussmündung und man hat ein Traumpanorama von ihr. Dann Straße führt am Wasser entlang und man hat einmal Blick auf die Altstadt und dann auf die Neustadt. Sehr beeindruckend. Panama City erscheint und riesig, hat vierspurige Einbahnstraßen und ohne Stadtplan macht man gar nichts. Wir haben unser Zimmer diesmal telefonisch vorgebucht und schlagen uns ganz gut durch bis dahin. Mitten in den Hochhäusern wohnen wir jetzt und müssen uns gehörig umstellen nach der vielen Natur. Da es erst 1 Uhr Mittag ist machen wir uns gleich auf den Weg zur Spedition, die sich um unser Motorrad kümmern will. Auch das klappt einigermaßen gut und am nächsten Tag fahren wir schon mal zum Zollhof, wo wir das Motorrad dann abgeben werden. Der Mann der die Palette dafür baut ist auch schon informiert, und so werden wir am 15.4. unser Motorrad für die Weiterreise in 5 Monaten gut verpacken. Vorher wird es noch mal so richtig beim BMW-Händler auf Vordermann gebracht, so dass es dann fast brandneu (mit 91.000 km nicht mehr richtig brandneu, aber doch in einem verlässlichen Zustand) nach Bogota/Kolumbien oder Quito/Ecuador im September fliegen kann. Jetzt ist die Spannung also fast draußen, wir wissen wie es geht, wo wir hinmüssen und wer uns hilft. Super!
Ganz entspannt haben wir gleich bei einem Travel Agent Büro 3 Tage St. Blas Inseln gebucht. Diese liegen in der Karibik, ganz nah am Festland und sind noch von Indianern bewohnt. Diese leben vom sanften Tourismus und wir sind schon ganz neugierig. Mal wieder etwas Anderes. Wir fliegen mit dem Flieger hin und dort macht man dann Ausflüge mit dem Boot und man kann toll Schnorcheln. Dieses Mal nehme ich neue Einmalkontaktlinsen mit, damit ich auch was sehe!!