Wolfgang ruft "Cerveca?" Dass es für mich Cola gibt ist keine Frage!
14.1.2008 TIKAL
Heute morgen 10 Uhr Einreise in Guatemala, nur 10 Minuten entfernt von San Ignacio. Nach Zahlung von umgerechnet 5 Euro ging alles ohne Probleme, außer dass wir persönlich ein Visum für 90 Tage bekommen haben und unser Motorrad nur für 30. Was soll man dazu sagen? Der Grenzer hatte darauf auch keine befriedigende Antwort außer: das ist eben so. Ansonsten sind wir innerhalb kürzester Zeit (ca. 1Stunde) über der Grenze. Andere Reisende haben da schon mal wesentlich länger gebraucht. Gott sei Dank regnete es noch nicht (sollte erst am Nachmittag so weit sein), denn es lag ein ungeteerter Streckenabschnitt von ca. 20 Kilometer vor uns. Eigentlich sehr gut zu befahren, weißer Kalkboden festgestampft, aber wenn es regnet sieht man innerhalb kürzester Zeit aus wie ein Arbeiter beim Kalkabbau und das Motorrad ist weiß zugekleistert. So haben wir Guido und Gabi kennen gelernt, die just genau diese Strecke bei Regen gefahren sind. Drei andere Motorradfahrer kommen uns entgegen und wir machen einen kleinen Austausch, in dem wir sofort unseren Tipp mit der Höhle weitergeben. Die drei sind richtige Off Road Fahrer und ein bisschen Abenteuer gefällt ihnen natürlich sofort.
Unser nächstes Ziel ist Tikal. Das größte Maya-Zentrum Mittelamerikas. Das Besondere ist vor allem, dass es mitten im Dschungel liegt und Vieles davon noch unter dichtem Urwald begraben liegt. Die Hauptattraktion besteht u. a. darin, dass man morgens zum Sonnenaufgang auf die Höchste der Pyramiden steigt und den Dschungel dabei erwachen hört. Vögel und Brüllaffen begrüßen den Tag und es muss ein total schönes Erlebnis sein.
Wir kamen also schon am frühen Nachmittag an und mieteten uns direkt bei den Ruinen ein. Ab 15.30 gilt die Karte mit für den nächsten Tag und so machten wir uns gleich noch auf den Weg. Und tatsächlich, ein Weg führt durch dichten Dschungel und bis zur ersten Pyramide ist man über eine halbe Stunde unterwegs. Gerade als wir dort ankamen, auf die Erste hochstiegen und den Ausblick genossen, hörten wir auf dem Blätterdach den Regen kommen. Wirklich! Ein Rauschen setzte ein und wir hörten ihn schon, bevor die Tropfen uns erreichten. Schnell runter, bevor es zu glitschig wird und dann goss es auch schon wie aus Kübeln. Wunderbar! Schließlich heißt es ja auch Regenwald und es ist einfach herrlich es so zu erleben. Ein kleiner Unterstand unter einem Palmwedel macht sich zwar auf dem Foto super, hilft aber nicht wirklich. Überall liefen die Wasserbäche und es sah auch nicht nach baldigem Ende aus. Also machten wir uns schnell auf den Weg zurück zu unserer netten Lodge. Raus aus den nassen Sachen und ab 8 Uhr gab es dann auch warmes Wasser. Strom gibt es nur von 6 – 10 Uhr abends und morgens von 5 bis 7 Uhr. Es war nachts so dunkel, dass wir uns in unseren Betten (manchmal schlafen wir nämlich getrennt) kein bisschen sehen konnten. Ein scheußliches Gefühl! Durch den Regen waren auch kein Mond und Sterne am Himmel und als am Morgen der Wecker um 5.30 klingelte, hatten wir überhaupt keine Lust im Stockfinstern durch den Wald zu tappen. Sonnenaufgang gab es wetterbedingt keinen und zur letzten Pyramide auf der das Ganze stattfinden sollte, lief man fast eine ¾ Stunde. So beschlossen wir um 7 Uhr zu frühstücken und um 8 Uhr loszugehen.
61 Meter hoch ist diese Pyramide und ein atemberaubender Ausblick belohnte den Aufstieg. Nebel lag über den Bäumen und aus den Lichtungen stieg er wie Rauch nach oben. Grüne Papageie spielten Fange in den Bäumen und kreischten vor Vergnügen. Von den Brüllaffen hörte man nichts, entweder hatten sie schon ausgebrüllt oder hatten heute keine Lust! Na, macht nichts, das Gebrüll in Mexiko an der Grenze zu Guatemala muss eh erst noch getoppt werden.
Diese Pyramiden hier sind besonders steil und durch den dichten Bewuchs wirkt alles sehr wild. Natur und Geschichte miteinander vereint in sprichwörtlich höchster Form.
15.1. FLORES Ein schöner Abschluss, wir haben jetzt erst mal genug von Vergangenheit und Tempeln und sind nun neugierig auf Land und Leute heute. Ein paar Stunden später sitzen wir also wieder auf unserem Motorrad, nur um gleich 60 Kilometer weiter uns an einem See einzumieten. Das Städtchen Flores ist eine Insel, die nur über eine Brücke zu erreichen ist. Ein richtiges Touristenzentrum (auch für Einheimische) denn von hier werden viele Ausflüge (eben z. B. Tikal) angeboten. Liegt sehr malerisch und wir können gerade noch den Rest eines dreitägigen Stadtfestes miterleben. Die Straßen sind voll mit Menschen, eine Schönheitskönigin wird gekürt, überall sieht man Essständchen, eine Prozession (mit einem schwarzen Christus) läuft durch die Gassen und zum Abschluss gibt es ein lautes Feuerwerk.
Mir geht heute nicht so gut, Magenkrämpfe und etwas Fieber, und gehe dementsprechend früh ins Bett. Tropf, tropf, .... Vor unserem Balkon ist genau die Plane des Daches vom Restaurant. Über uns läuft eine Klimaanlage und das Wasser tropft durch ein Röhrchen genau auf diese Plane. Super nervig! Trotz geschlossenem Fenster, unseren lachsfarbenen Freunden ist unser Schlaf doch empfindlich gestört.
Wir beschließen trotzdem noch einen Tag zu verlängern, damit ich mich auskurieren kann und hoffen, dass das Zimmer nicht mehr belegt wird. So ist es dann auch. Außerdem sucht Wolfgang nach einer Schlosserei, um eine Änderung am Gepäckträgersystem vorzunehmen. Durch die schwere Beladung stieß der Hinterreifen beim Durchfedern immer an eine Strebe an. Damit hatte er auch Erfolg.
16.1. Flores nach Coban
Von den Topes zu den Bumps und jetzt heißen sie Tumulos! Nochmal zur Erinnerung: Dies sind die berühmt berüchtigten Fahrbahnschweller, die zu drastischen Bremsmanövern zwingen, da sie manchmal bis zu 30 cm hoch sind. Doch heute hatten wir Glück. Es gab nur ganz wenige davon in den Ortschaften, ansonsten fuhren wir 250 Kilometer Traumstraße. Wolfgang war ganz in seinem Element, er jubelte richtig zwischendurch. Endlich wieder fahren! In letzter Zeit waren es nur kurze Streckenabschnitte und so machte es ihm riesigen Spaß mal wieder durch die Kurven zu „fliegen“. Traumstraße vom Asphalt her, vom Verkehr und von der Gegend, manchmal sieht es aus wie im im „Paradies“. Wir konnten es so richtig genießen. Eine kleine Flussüberquerung mit der Fähre sorgte auch noch für Abwechslung.
An den Straßenränder liegen Kaffee und Bohnen zum Trocknen aus und viele kleine Dörfer in Plantagen säumen die gerodeten Hänge des Urwalds. Kein Müll liegt herum (ist in Mexiko leider häufig so) und wir sind total angetan von dem was wir bisher von Guatemala gesehen haben.
Wir übernachten in Coban, einer absolut umtriebigen Stadt in schöner Berglage, Umschlagplatz für die Dörfer der Umgebung. Von hier aus könnte mal wieder tolle Ausflüge machen, doch wir entschließen uns weiter nach Guatemala City zu fahren. Nicht weil die Stadt so schön ist, sondern weil wir noch vor dem Wochenende zum BMW-Händler wegen Wartungsarbeiten wollen.
17.1. Guatemala City
Dieser Streckenabschnitt (immerhin wieder 200 km) ist dann auch wesentlich mehr befahren, vor allem mit Stinklastern, und die Straße auch nicht so mehr so gut. Wolfgang hat Durst. Die Ständchen am Straßenrand verkaufen nicht immer Bier und nachdem wir jetzt schon ein paar Mal umsonst abgestiegen sind, ruft er meistens schon vom Motorrad aus: „Cerveca?“ Aus drei Kehlen kommt im Chor zurück: „Si, hay!“.(Ja, gibt es) Na, da hat er heute aber Glück.
Die Stadt soll absolut nichts hergeben, sondern im Verkehr ersticken. So ist es denn auch. Wolfgang sagt: Das ist kein Straßenverkehr, sondern Straßenterror!! Kein Mensch wird über die Straße gelassen, geschweige den freiwillig ein Auto vorgelassen. Zwischen einem Laster und unserem Rücklicht hat gerade mal vielleicht eine Hand reingepasst. Aber Wolfgang hat wie immer die Ruhe bewahrt, sich durch die Abgaswolken gekämpft, so dass wir nach ca. 1 Stunde und mehrmaligem Nachfragen beim BMW Händler ankamen. Wir beiden sahen aus wie kleine Schornsteinfeger und wenn die Zunge über die Lippen fuhr, schmeckte alles ganz bitter. Total vergiftet!! Um unser Hotel nahe beim BMW-Händler tobt mal wieder der Bär und Wolfgang bittet seufzend auch um seine kleinen Freunde, auf die wir aufpassen wie ein Luchs. Ein Paar davon hat uns nämlich mal das Zimmermädchen "aufgeräumt". Auf jeden Fall, so schnell wie möglich wieder raus hier.
Übers Motorrad schreibt Wolfgang dann mal selber, die zwei Bilder sprechen erst einmal für sich. Er war gestern den ganzen Nachmittag und heute morgen ab 8 Uhr wieder in der Werkstatt. Er überwacht alles mit Argusaugen und wenn möglich, macht er viel selber. Ich hatte auf jeden Fall dadurch so viel Zeit, dass alles ein bisschen ausführlicher als sonst wurde. Ist ja aber auch für uns ein gutes Tagebuch einmal für später.