12.1.2008 San Ignacio 

Nochmal ein gutes Frühstück und dann bloß schnell fahren. Es ist so heiß, dass man die Motorradkleidung wirklich nur mit Fahrtwind erträgt. Die Ausfallstraße führt direkt durch den Friedhof von Belize City, sogar eine Verkehrsinsel ist voll mit Gräbern. Haben wir in der Form auch noch nicht erlebt. 

 

Die Straße nach San Ignacio (120 km, unser heutiges Ziel) ist gut und wir haben einen schönen Ausblick auf die Ausläufer des Dschungels. Der Gegensatz zu Mexiko ist, dass hier in den Ortschaften das Gras bis an die Straße wächst. So sieht alles sauber und grün aus. In Mexiko ist der Boden oft lehmig und braun, wodurch alles noch ärmlicher wirkt. Die Holzhäuser hier in subtropischer Landschaft sehen dadurch richtig malerisch aus.

 

Einen Besuch des Belize Zoo, der direkt am Weg liegt, wollen wir trotz Hitze doch noch machen. Hier gibt es nur einheimische Tiere zu sehen, von denen viele vom Aussterben bedroht sind. besonders der Jaguar, Tapir, der große Adler, die kleineren Wildkatzen, bestimmte Affenarten. Man will dadurch einfach aufmerksam machen und für den Schutz dieser Tiere werben. Auch wenn man diese Tiere nicht sieht, ist es doch wunderbar, dass es sie im dichten Urwald noch gibt und umso wichtiger ist es, sie dort zu erhalten.

Wir kochen in unseren Stiefeln und Hosen und machen uns nach 1 Stunde wieder auf den Weg. Noch ein kurzer Abstecher nach Belmopan (Hauptstadt von Belize seit 1970), eine eigenartige Stadt, ohne richtiges Leben. Hier leben gerade mal 7000 Einwohner, davon sind die meisten Regierungsangestellte. Sie war ursprünglich für 30000 Bewohner konzipiert. Die Lage wurde wegen der Hurrikane gewählt, wurde aber von den Menschen nicht angenommen. So drängt sich alles weiter in Belize City (ca.80000 EW), obwohl es 1961 vom Hurrikan total zerstört wurde. Belize hat insgesamt nur ca. 300 000 Einwohner. Das Völkergemisch in Belize besteht aus zu einem großen Teil aus Kreolen (Nachfahren der Spanier), Mestizen (Nachkommen von Spaniern und Maya) Garinagu (Nachkommen afrikanischer Sklaven), Maya-Indigena und Weiße, darunter fast 70000 Menonniten (Amish People) die hier vornehmlich die Landwirtschaft betreiben. Viele Flüchtlinge durch die Bürgerkriege aus Mittelamerika haben sich auch hier angesiedelt. Dann noch ein buntes Gemisch aus aller Welt.  „United Color of Belize“ scherzen die Belizer über ihre ethnische Herkunft.  Da man allgemein über Belize nicht so viel weiß (uns ging es jedenfalls so) dachte ich mir, wäre eine kleine Information sicher nicht schlecht, da es sich doch sehr von den anderen mittelamerikanischen Ländern unterscheidet.  

Und schon lassen wir uns wieder den Wind um die Nase wehen. Die Landschaft ist sehr grün, die Straße ist ganz gut und wir freuen uns hier zu sein.

Ein Problem ist immer ein Quartier mit sicherem Parkplatz für unser Motorrad zu finden. Nach einigem Herumkurven fanden wir ein nettes Bungalow in einem schönen subtropischen Garten, wo wir das Motorrad direkt davor parken konnten.  

San Ignacio liegt sehr schön direkt am Fluss und von hier aus kann man Touren machen. Z. B.. Dschungelwanderungen zu Höhlen, Wasserfällen oder Besichtungen von Mayapyramiden mitten im Dschungel, Kanufahren auf dem Fluss, sitzend in einem großen Gummireifen durch unterirdische Tropfsteinhöhlen schwimmen – einfach was das Herz begehrt. Wir entscheiden uns für die Tagestour in die Actun Tumichil Muknal Höhle.  

Wir hatten totales Glück. Wir waren tatsächlich die Einzigen die diese Tour bei diesem Anbieter heute gebucht hatten. Also, sehr exklusiv und total auf uns  abgestimmt. Allein die Fahrt dorthin war schon sehr schön.   

Ein 3/4-stündiger Weg durch den Dschungel, 3 x den Fluss dabei zu überqueren und dann lag der Höhleneingang vor uns. Hinein in die Höhle kommt man nur schwimmend, dann watet man durch glasklares tiefes Wasser, klettert Felsen rauf und runter, zwängt sich durch enge Spalten und Wasserläufe. Immer wieder strahlt Carlos (unser Führer) die wunderbaren Tropfsteingebilde und glitzernden Kalkvorhänge an. Einmal machen wir das Licht aus und es herrscht tiefste Finsternis. Man hört das Wasser tropfen und rauschen, lt. Führer flüstern die Geister der Maya. Ein bisschen spannend wollte er es eben machen. Davon unabhängig ist es doch ein sehr unheimliches Gefühl sprichwörtlich nicht mal mehr die Hand vor Augen zu sehen.  

In diesem Höhlensystem (insgesamt 10 km lang) wurde 1958 in einer großen Halle das Skelett eines auf 18 Jahre alt geschätzten Maya-Mädchens entdeckt, das dort sei 980 n. Chr. liegt. Es ist mit Kalkstein total überzogen und darin eingebettet. In den Kalksinterterrassen liegen auch viele Tontöpfe der Mayas wie einzementiert. Dieses Ziel haben wir nach 500 Metern erreicht. Die große Halle liegt oberhalb und wir müssen über steile Felsen hochklettern. Ab da geht es nur noch mit Socken weiter (mussten wir extra einpacken), um die empfindlichen Kalkterrassen und vor allem die im Kalk verborgenen Tontöpfe nicht zu beschädigen. Über uns ein hohes Gewölbe mit vielen Stalaktiten und –miten. Zum Schluss noch über eine Leiter und da liegt sie endlich. Keiner weiß, wie sie da überhaupt hingekommen ist. Viele Forscher haben sich schon damit beschäftigt, warum die Mayas dort hineingingen, aber keiner hat eine befriedigende Lösung gefunden.  

So eine Höhlen-Wasser-Klettertour haben wir noch nie gemacht. Toll war, dass wir die einzige Gruppe die vor uns war, überholen konnten und so waren wir bis auf eine kurze Begegnung total allein. Es war ein einmaliges Erlebnis! Es wird uns immer in Erinnerung bleiben.

Unsere Reiseroute sollte uns erst noch in den Süden führen, aber nach einigem Abwägen haben wir uns dagegen entschieden. Unser Vorderreifen ist ziemlich abgelaufen und wir haben in Mexiko keinen neuen bekommen. Wir hoffen, dass wir in Guatemala City einen bekommen werden, dort gibt es einen BMW-Händler, und bis dahin reicht das Profil gerade. So war es zwar ein kurzer, aber durchaus genussvoller und erlebnisreicher Aufenthalt. Die Menschen sind außerordentlich freundlich, scheinen sehr lebenslustig zu sein und nehmen den Tag wie er kommt, was auch immer sehr betont wird: Love and Peace, wenn auch manchmal mit sehr glasigen Augen!! Es scheint nach wie vor ein Aussteigerparadies zu sein, was wir schon in den 70-er Jahren gehört hatten.

Fotoalbum 

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