Keine Chance

27.1.2008 Quetzaltenango und Huehuetenango  

Allein die Namen der Städte hier sind schon etwas Besonderes, überhaupt, wenn man nach ihnen fragen muss. Leicht legasthenische Ansätze sind da bei uns zu bemerken.

Damit wir vom Land noch etwas sehen, haben wir uns für eine 3-tätige Rundreise über die Berge entschieden. Und wir werden nicht enttäuscht. Berge, Täler mit Flüssen, sehr karge Hochebenen mit Agaven und dann wieder mit wunderschön blühenden Büschen und Blumen und meistens überraschend guten Straßen, machen das Fahren zu einem herrlichen Erlebnis. Ein Ausflug führt uns nach Todo Santos über einen 3000 m hohen Gebirgskamm hinunter in ein enges Tal. Es erwartet uns noch eine ursprüngliche Stadt ohne Tourismus und die Menschen tragen hier alle noch Trachten. Besonders die Männer haben ihren eigenen Stil. (Fotoalbum) Die Straße hier runter ist nicht befestigt und so brauchen wir ziemlich lange für Hin- und Rückfahrt. Aber es hat sich gelohnt. Leider war bei meinem Fotoapparat die Speicherkarte voll und am Schluss auch noch der Akku leer, aber Vieles ist einfach in unseren Köpfen gespeichert. Wolfgangs Kamera ist ärgerlicherweise kaputt gegangen, sie hatte einen besseren Zoom und viele Bilder kamen einfach besser raus. Auch noch nachzutragen wäre der Verlust meiner Armbanduhr. Bei unserer Höhlentour habe ich sie, wahrscheinlich bei einem Ausrutscher beim Klettern  verloren. Jetzt habe ich mir beim fliegenden Händler für 9 Euro eine neue gekauft. Läuft hervorragend, sogar Schwimmen und Duschen geht.  

Im Gebirge war es abends wieder bitterkalt und im Hotel machte man ein gemütliches Kaminfeuer zum Abendessen. Da wir ja unseren Sprachkurs „ausfallen“ ließen, hat Wolfgang sich jetzt auf Pantomime verlegt. Frühstück: Huevos fritos, lautet seine Bestellung. Wird  leider nicht verstanden. Ich bestelle selbstsicher: Huevos Ranchero! Wolfgang schaut mich fragend/bewundernd an und ich erkläre ihm: Das sind Rühreier. Er will aber Spiegeleier. Also nimmt er in seine Hände ein imaginäres Ei, zerschlägt es perfekt in der Luft in beide Hälften, lässt es sanft „in die Pfanne fallen“, nimmt ein Zweites, wiederholt das Ganze und zeichnet mit dem Zeigefinger zwei kleine Berge, mit der flachen Hand eine abschließende Bewegung darüber und?? Die Bedienung lacht erleichtert, sie hat es begriffen und geht glücklich von dannen.  

Es kommen: Zwei perfekte Spiegeleier für Wolfgang, er strahlt! Zwei Spiegeleier für Heidi, gelagert auf einem Tortilla, übergossen mit warmer Tomatensoße und Zwiebeln, ich bin geplättet! Revuelto hätte das Zauberwort geheißen und nicht Ranchero!  

Überhaupt, ist entdecke ich an Wolfgang total neue Seiten. Ohne Sprache zu sein, ist manchmal doch sehr lustig. Er will eine Plane für unser Motorrad, um es abdecken zu können. Hält neugierige Blicke fern und erschwert das Anfassen. Alle Motorradfahrer haben so etwas dabei und man gab uns also gute Ratschläge. Wir finden auch tatsächlich einen geeigneten Stoff. Einmal mitsamt der ganzen Stoffrolle und dem Verkäufer ums Motorrad rum, zur Feststellung der benötigten Meter und jetzt brauchen wir nur noch eine Näherei. Wieder eine kurze Einlage von Wolfgang: Ein bisschen in die Knie gehen, Fuß wie zum Pedal treten nach vorn, etwas wippen damit, surrendes Geräusch und Handbewegung wie man einen Stoff unter einer Nähnadel durchzieht. Perfecto. Antwort negativ, hier gibt es keine Näherei.  

Im unserem Aufenthaltsort funktionierte es besser. Sogleich hatten wir eine Adresse und dieses Mal kam Wolfgang glücklich ins Hotel zurück. Tja, Organisieren konnte ich schon immer! Jetzt sieht unser Motorrad aus wie die Verhüllung des Reichtags und entlockt Wolfgang durchaus zufriedene künstlerische Blicke – sein Werk!!   

29.1.2008 Monterrico  

Wir sind wieder am Meer. Von 3000 m Höhe hinunter auf Meereshöhe. Die Tour führte am höchsten Vulkan Tajumulco 4219 m, gleichzeitig höchster Berg Mittelamerikas, vorbei ins Tiefland des Pazifik. Wir fuhren durch die berühmtesten Kaffeeplantagen (guatemalischer Hochlandkaffee ist der Beste) und Bananenplantagen und gelb blühende Dschungelbäume und können die Schönheit einfach nicht beschreiben.  

Schwarzer Sand, wildes Meer, doch wo kommen bloß die vielen Mosquitos her!! Jeder verdreht die Augen wegen den Stechplagen, wenn die Leute hören, dass wir in   Alaska und Kanada waren. Doch das hier ist viel schlimmer. Sie stechen zu allen Tages- und Nachtzeiten. Ziemlich lästig. Und kaum haben wir uns nach Wärme gesehnt, stöhnen wir schon wieder darunter. Es sind aber immerhin weit über 30 Grad. Unser Zimmer ist zwar sehr schön – in einer netten Anlage von einem Schweizer mit einheimischer Frau  – aber hat leider nur einen kleinen Ventilator. Wir müssen uns ab jetzt wohl daran gewöhnen, denn es wird nur noch wärmer.  

Und auf Zimmersuche passierte es: Zu viel Sand auf dem Weg: Eingegrabenes Hinterrad, das Motorrad steht wie eine Eins ohne Ständer. „Mach doch mal ein Foto!“ Ein verzweifelter Versuch eines Hilfsbereiten – ohne Erfolg. Doch es nahen ein paar Touristen. Zu viert klappt es dann, ich bin mit dabei – also davon kein Foto!

Aber wir wollen nicht klagen, wir liegen wir den ganzen Tag faul am Pool herum und gegen Abend geht’s zum Sonnenuntergang in Jonny’s Bar. Davor lassen wir noch zwei süße kleine Meeresschildkröten in die Freiheit. Wir haben sie Lotti und Jan getauft. Lotti hatte gestern Geburtstag und Jan hat seine Magisterarbeit hinter sich und bald auch alle Prüfungen. Wieder ein Jahr mit neuen Herausforderungen – hoffentlich schwimmen sie gut und „überleben“. Man unterstützt mit dieser Aktion (1 Euro pro Schildkröte) eine Schildkrötenstation vor Ort, die sich um den Schutz dieser Tiere kümmert. 

Guatemala – ein landschaftlich sehr abwechslungsreiches Land, das uns sehr gefallen hat. Die Menschen kamen offen und freundlich auf und zu. Tradition und ursprüngliche Kultur strahlten für uns immer noch ein sehr fremdländisches Flair aus. Aber auch hier (wie schon in Mexiko) sind extrem soziale Unterschiede sichtbar und spürbar.

Fotoalbum 

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