Rundfahrt in Astana
Gigantische goldene Türme

9.6. Kasachstan – Kostanay

Auch diese Grenze schafften wir wieder ohne Probleme in 1 ½ Stunden. Nach ein paar hundert Metern in Kasachstan kam uns eine Gruppe Motorradfahrer entgegen. Sie winken und hielten sofort an. Wir natürlich auch und einer kam über die Straße gelaufen und  begrüßte uns herzlich: Welcome in Kasachstan. Alles klar, keine Probleme? Und er sagte uns gleich ein Hotel dort, was wir nehmen sollten. Okay dachten wir, sehn mer mal und fuhren 80 km weiter. Rechts stand ein Motorrad am Straßenrand, 2 junge Leute saßen in der Bushaltestelle, wir winkten und fuhren weiter. Dachten wir doch, sie wollen sich im Schatten ausruhen. Uns war auch nach Ausruhen und so machten wir ein paar Kilometer weiter einen Einkehrschwung in ein Cafe. Ein Ford Transit-Bus preschte heran, ein Mann sprang raus, rief wieder welcome in Kasachstan und drückte Wolfgang gleich die Hand. Frauen werden komischerweise nicht mit Handschlag begrüßt.  Er radebrechte in Englisch, er wäre hier Mitglied im Motorclub, wir sollen warten, er käme gleich wieder.

Eine viertel Stunde später kam er wieder, bei ihm die Zwei von der Bushaltestelle. Die Frau (Galina) begrüßte uns in Deutsch und wir waren erleichtert, konnte doch jetzt so etwas wie Konversation entstehen. Sie waren auf dem Weg nach Russland, aber ihr Motorrad lief nicht mehr. So wurden sie von ihrem Freund hier abgeholt. Das Motorrad stand hinten im Bus.

Sie würden sich freuen, wenn wir mit ihnen kämen. Wenn wir wollen, könnten wir bei ihnen übernachten und zusammen essen. Wolfgang schaute mich kurz fragend an und ich meinte, warum nicht, mal was anderes.

Also, nichts wie hin zum Clubhaus von den „Steppe Riders“, das sich dann auch als unsere Schlafstätte entpuppte. Couch rausgezogen und fertig war das Lager. Gott sei Dank hatten wir ja Kissen und Schlafsäcke mit, also kein Problem da zu schlafen. Toilette gab es auch, aber keine Dusche. Galina meinte, kein Problem, ich rufe an, dann seid ihr eingetragen von 6 – 7 Uhr, Sauna und Dusche. Wir: Sauna brauchen wir keine, ist uns schon heiß genug, aber Dusche wäre gut. Zwei Häuserblocks weiter, tipp topp, ein öffentliches Badehaus mit Sauna und Dusche. Frisch glänzend saßen wir dann beim Abendessen mit frischem Karottensalat, gegrillten Hähnchen und Kartoffeln und hatten uns natürlich gegenseitig viel zu erzählen. So einen tollen Empfang hätten wir uns nicht träumen lassen. Haben dann zwar etwas hart, aber ganz gut geschlafen und Andre hat uns dann am Morgen noch aus der Stadt geleitet.  Dieses Mal war nicht die Stadt das Highlight, sondern die Menschen. Schöne Erfahrung.  Andre gab uns dann noch den Tipp nicht die von uns auserkorene Hauptstraße zu fahren, sondern eine Nebenstrecke, die ganz neu gemacht war. So fuhren wir an diesem Tag über 720 km  gleich nach Astana und brauchten keine Zwischenübernachtung mehr. Hat sich also voll gelohnt.

10.6. Astana – neue Hauptstadt von Kasachstan

Bis Astana nur Steppe und die Stadt hat Platz, um sich auszudehnen. So großzügig sind daher die Straßen und die Häuser gebaut. Man kann es kaum glauben, man muss es einfach gesehen haben. Prachtbauten, Hochhäuser, Geschäftshäuser, Banken, Parkanlagen alles auf der grünen Wiese und gigantisch. Wir wunderten uns trotzdem, dass wenig Menschen zu sehen waren. Als wir aber in die älteren Stadteile kamen, änderte sich das Bild schlagartig. Geschäfte, Märkte und Verkehr machten die Stadt lebendig. Der andere Stadtteil wirkte so tot.

Wir lernen im Hotel Eugen kennen, einen jungen Mann, der 1 Jahr in Deutschland war und gut deutsch spricht. Er möchte uns zeigen, wo man gut und günstig Essen gehen kann und anschließend möchte er noch eine Stadtrundfahrt bei Nacht mit uns machen. Da sagen wir natürlich nicht nein. Er holt uns um 20.00 Uhr ab und beim Essen können wir so richtig unsere Neugierde befriedigen. Was man hier so im Durchschnitt verdient etc. Was er macht (er hat mehrere Second-Hand Läden) mit seinem Freund zusammen. Miete für 2 Zimmer 400 Euro, da lebt er mit Kusine und Freund.

Mit dem Präsidenten sind sie soweit zufrieden, hat er es doch geschafft,  dass nach der Unabhängigkeit die verschiedenen Nationalitäten friedlich zusammen leben. Besonders die hier ansässigen Russen sind froh darüber, denn aus Usbekistan und Kirgisistan sind die meisten weggegangen.

Er zeigt uns stolz die Stadt, erzählt aber auch, dass auf dem Land die Leute kein Wasser und Strom haben und die jungen Leute abwandern. Dadurch wird es dort auch nicht besser. Das haben wir auf unserer Fahrt auch gesehen. Schlechte Häusersubstanz und keine Infrastruktur.

Auf der Rundfahrt durch die beleuchtete Stadt war wirklich fast niemand auf der Straße. Alle Parks leer und Eugen meinte, das hängt damit zusammen, dass Busse bloß bis 22 Uhr hier her fahren und die meisten Leute kein Geld für eine Rückfahrt mit dem Taxi haben. Ein bisschen kommen wir uns vor wie in einer Geisterstadt. Alles gigantisch, aber steril. Die Wohnungen in den Häusern kann sich auch keiner leisten und speziell in der Nacht sieht man, wie nur vereinzelt in den riesigen Blöcken die Lichter brennen. Tja, wir fragen uns da schon, warum dieser Gigantismus hier und auf dem Land ist es wie eh und je? Passt irgendwie nicht zusammen. Aber das gilt ja nicht nur für Kasachstan.

Wir sind auf jeden Fall total überrascht über den guten Straßenzustand bisher, es wird viel gemacht. Die Autofahrer sind zwar nicht so rücksichtvoll wie in Russland, dafür hupt aber jeder zweite und hebt den Daumen, lässt die Scheibe runter und fragt woher? Überhaupt gehen die Menschen hier ständig auf uns zu, das Motorrad wird bestaunt und wir bedauern es sehr, dass wir so wenig miteinander reden können. Sogar die Polizei lässt uns in Ruhe, winkt immer nur freundlich, kaum zu glauben.

 

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