12.11. Angekommen in Tula, hier sollen die schönsten Riesensäulen die sog. Atlanten von Mexiko stehen. Auf diesen ruhte das Dach des Tempels.
Ein kurzer Exkurs in Geschichte, nicht zu viel. Wer mehr wissen will kann unter Wikipedia Mexiko nachschauen. Nur soviel: Es gab in Zentralamerika 5 Kulturen: Olmeken, Tolteken, Maya, Zapoteken und Azteken.
Tula war die Haupstadt der Tolteken. Ihr letzter König Topoltzin war weißhäutig und bärtig. Nach seinem Sturz soll er gen Osten geflohen sein mit dem Versprechen, eines Tages vom Meer her zurückzukehren. Diese Sage hatte dann zur Folge, dass es die Spanier am Anfang u.a. so leicht hatten, weil die Nachfahren dachten, er kommt zurück.
Ansonsten gibt die Stadt nicht viel her und wir ziehen bereits nach einem Tag weiter. Beim Abendessen haben wir noch ein englisches Ehepaar kennen gelernt, die uns ganz begeistert vom Club Med, direkt an den Pyramiden von Teotihuacan gelegen, erzählen. Wir fragten vorsichtig nach dem Preis und als wir hörten 800 Pesos = 48.-- Euro, na, da macht man doch nicht lange rum! Ein bisschen Verwöhnen, es wird nach Mexiko sicher noch anders. Eine himmlische Ruhe umgab uns, so dass wir auf unsere Stöpsel verzichten konnten. (Zum Vergleich: Das „Omnibushotel" kostete 200,-- Pesos = 12,-- Euro, unser absolut billigstes Hotel!)
Über die Bewohner, das die mächtigsten Bauwerke Altamerikas geschaffen hat, ist wenig bekannt. Weder den Namen ihres Stammes noch ihrer Sprache etc. Die Azteken meinten, Riesen hätten sie erbaut. Sie sind tatsächlich riesig und wir mussten ganz schön schnaufen, als wir die höchste Pyramide erstiegen. Ein wunderbarer Blick von oben entschädigte für die Mühe! Diese heißt Pyramide del Sol (Grundrisse 220 x 225 m und 65 m hoch). Steht die Sonne im Zenit (21.3. und 23.9.) wirft sie keinen Schatten. Von ihr sieht man dann auf die Pyramide de la Luna, nur unwesentlich kleiner.
Dies waren nun die ersten Begegnungen mit vergangenen Kulturen, die sich ab jetzt in unserer zukünftigen Reiseroute häufen werden.
Aber erst einmal nach Mexiko City! Jeder hat uns schon vorher gewarnt: Dieser Verkehr, passt bloß auf, fahrt lieber erst am Wochenende rein, da fahren keine Laster...! Solange wollten wir aber nicht warten, also hinein ins Vergnügen. Und wirklich, es ist eine Erfahrung. Spuren gibt es keine bzw. es hält sich sowieso keiner dran. Jeder überholt wie er will, keiner blinkt und auf plötzliches Ausscheren muss man immer gefasst sein. Doch Wolfgang ist ein alter Hase und lässt sich durch so etwas nicht aus der Ruhe bringen. Er hupt einfach und zieht auch rechts oder links vorbei. Ich habe ein paar Mal die Luft angehalten. So zwischen Bus und Lastwagen, die dich schwarz einnebeln und es eng wird, fühlt man sich doch etwas bedrängt.
Ein dickes Lob an meinen Mann der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, vorher die Straßenkarte genau studiert hat und dann als wandelndes GPS-System (mit 2 x Nachfragen) genau vor dem im Internet vorbestellten Hotel ankommt. Einfach toll! Dieses hat eine Garage, ist genau im Historischen Zentrum und kostet 380 Pesos = 24 Euro. Super Preis und wirklich schöne Zimmer! Wir suchten uns eins aus nach vorne raus auf die Straße mit kleinem Balkon und „Anschluss“ an das Leben. Leider hatten wir übersehen, dass ein bisschen viel Leben da war, denn es war die Straße der Elektronik- und Musikläden. Aus jedem schallte uns Musik entgegen und der direkt Gegenüberliegende hatte die größten Boxen und wollte das wohl allen beweisen. Jeder Laden war voll mit den besten Musikinstrumenten, Boxen, CD-Playern, alles was das Herz begehrt. Außerdem tobte auch hier der Verkehr wieder ordentlich durch die Straßen und Wolfgang hatte keine Lust auf Stöpsel. Umziehen?
Am Abend kam der Manager des Hotels auf uns zu und erzählte uns, dass genau vor einem Jahr ein deutscher Motorradfahrer bei ihm wohnte und er mit ihm eine Tour zu einem Vulkan in der Nähe gemacht hätte und er noch in Kontakt mit ihm wäre. Er hätte auch eine Homepage. Wir schauten nach, sahen das Kennzeichen ES... kommt aus Leinfelden und hat so ungefähr die Tour gemacht, die wir auch machen bzw. noch machen wollen. So haben wir ab jetzt relativ brandaktuelle Informationen über unsere Weiterreise. Manchmal kann man es kaum glauben. Juan Carlos (heißt der Manager) gab uns dann noch 10 % Nachlass, lud uns zum Bier ein und wir haben einen sehr netten Abend mit ihm und seiner Frau verbracht. Er bot uns auch an, in ein Zimmer im Innenhof zu wechseln, was wir am nächsten Tag auch dankend annahmen.
Die Innenstadt selbst ist nicht besonders schön, finden wir. Zwar einige alte Gebäude und Kirchen, aber für die größte Metropole der Welt wirkt das Historische Zentrum eher etwas heruntergekommen und bescheiden. Die Avenida Reforma mit den neuen üblichen Glas-Hochhäusern, verschiedenen Plätzen mit Monumenten wirkt da schon eher großstädtisch. Ansonsten sind es die kleinen zusammengewachsenen Vorstädte, die wir im Zuge unserer Besichtungen gesehen haben, die Charme und Flair ausstrahlen.
Das Motorrad blieb in der Garage, wir wollten die grünen VW-Käfer-Taxis ausprobieren. Einfach winken und los geht’s. Der Vordersitz ist ausgebaut und es ist richtig gemütlich und erinnerte uns an lang vergangene Zeiten. Unser Ziel war das Anthropologische Museum. Dort sind die archäologischen Funde der meisten Pyramiden Mexikos ausgestellt. Man kann es sich erst danach richtig vorstellen, wie es mal ausgesehen hat. Ornamente, Farben, Statuen klein und groß sind hier je Volksstamm zusammengetragen. Wir waren danach vom vielen Schauen ganz erschlagen und wollten wieder unser grünes Taxi besteigen. Leider kam nach ewiger Zeit keins und so nahmen wir ein weiß/rotes. Für die gleiche Strecke zahlten wir das Dreifache und so machte Wolfgang den Vorschlag, wir könnten es doch mal mit der Metro probieren Gesagt getan, am nächsten Tag in die Metro. Klappte hervorragend. Ein gutes System, klar verständlich. Weil sie hier noch so viele Analphabeten haben sind die Haltestellen auch gleich mit Bild und Farbe angegeben. Eine Fahrt kostet 2 Pesos, egal wie lange und wohin und man kann jederzeit umsteigen (12 Cent). Außerdem ist es kurzweilig, an jeder Haltestelle steigt jemand ein und will etwas verkaufen. Auf unserer Strecke (ca. 10 Haltstellen) wollten drei Leute Kaugummi verkaufen, einer Heiligenbilder, zwei Musik-CDs die sie mit kleiner Anlage vorspielen, einer Süßigkeiten, eine Belladonna zum Einreiben, was das Herz begehrt. Und die Leute kaufen tatsächlich. Niemand ist aufdringlich, geht einfach weiter wenn keine Reaktionen kommen, ganz entspannt läuft das alles.
Durch die Straßen schallte lautes Trommeln und als wir immer näher kamen hüpften lauter nackte Indio-Männer mit dem Foto des Präsidenten als Lendenschutz auf dem Platz herum. An den Ecken verteilten splitternackte Indio-Frauen Flugblätter, um auf ihre schlechte Situation aufmerksam zu machen. Die Nacktheit sollte bedeuten, dass sie ums nackte Überleben kämpfen müssen und die Regierung immer nur verspricht und nichts passiert.
Das Trotzkij Museum war auch sehr interessant und es begegnet uns hier in Mexiko unheimlich viel Geschichte.
Um die Ecke auch gleich das Haus von Frida Kahlo und Diego Rivera (die auch mit Trotzkij bekannt waren), in dem wir leider nicht fotografieren durften. Eine heimliche Fotografie zeigt ihr bemaltes Gipskorsett auf ihrem Bett.
Wir wollten einfach unter die Leute und so entschieden wir uns einen Markt zu besuchen, den es schon seit dem 16. Jahrhundert gibt. Ein Angebot an Fleisch, Gemüse, Obst, Kleidern, Kochutensilien, Weihnachtsschmuck, Essständen, alles wirklich Reihe an Reihe, die Gerüche, der Lärm – es hat uns fast erdrückt. Also wieder rein in die Metro und ab zur Kunst. Ein Künstlermarkt auf dem Maler ihre Bilder ausstellen und verkaufen und das noch dazu in einem wirklich wunderschönen Viertel. Wir haben endlich unser erstes Mitbringsel erstanden. Ausgerechnet ein Bild aber genau so klein, dass es in unseren Alu-Koffer passt. Wir sind den ganzen Nachmittag dort geblieben, haben Kaffee getrunken und sind noch ein bisschen durch die alten Straßen gelaufen. Insofern hatten wir also ganz geruhsame Tage in Mexiko Stadt.
Bei all unseren Unternehmungen fühlten wir uns nie komisch oder unsicher. Selbst abends konnten wir völlig unbehelligt durch die Straßen laufen. Die Menschen hier sind sehr natürlich und nett, aber niemals aufdringlich.
Noch ein schönes Erlebnis hatten wir in der größten Kirche von Lateinamerika. Es war gerade Gottesdienst als wir zur Besichtigung reingingen. Interessiert schauten wir zu und stellten uns hinter die letzte Bank. Der Priester sagte etwas und plötzlich drehten sich die vor uns sitzenden Menschen um und reichten uns die Hand und sagten La Paz. Wir guckten ganz konsterniert und dann sah ich, dass sich alle Leute die Hand schüttelten und begriff, dass sie sich gegenseitig Frieden wünschten. Da schüttelten wir natürlich gerne mit, wünschten auch La Paz und hatten auf einmal das Gefühl des Miteinanders. Schön!
Unseren Durst stillten wir in einem Restaurant, hier füllte man das gezapfte Bier in Riesenflaschen um – wir tranken aber nur ein Kleines, ehrlich!!