Adventszeit - Krippe ohne Jesus - kommt erst am 24. rein

Merida gibt zwar altstadtmäßig nicht so viel her, aber es ist eine total lebendige Stadt. Wir bummelten tagsüber durch die Straßen, über die Märkte (es gab sogar einen Weihnachtsmarkt), besichtigten den alten Gouverneurspalast mit Monumentalgemälden, die die Leidensgeschichte der Maya unter den Spaniern bildlich darstellen – ziemlich ergreifend – und abends luden die netten Kneipen zum Verweilen ein. Unser Favorit war ein nettes Restaurant im 1.Stock direkt am Zocalo (so nennt man in jeder Stadt den Hauptplatz im Zentrum) und so konnte man bei einem (oder zwei)  leckeren Pittcher Bier die Aktivitäten von oben betrachten, wie z. B. Musikgruppen, Künstlerdarbietungen, Verkäufer für Hängematten und sonstige Dinge, knutschende Liebespaare auf den etwas dunkleren Bänken und Schuhputzer.  

15.12. Progreso

Raus aus der Stadt ans Meer – Wolfgang wollte seinen Geburtstag lieber unter Palmen am Wasser feiern. Leider war Tropensturm angesagt, aber man tröstet uns damit, dass es nur 1 Tag so sei. Als wir in Progreso (nur 30 Kilometer von Merida entfernt) ankamen windete es zwar heftig, aber wir legten uns doch noch ein bisschen an den Strand. Aber irgendwann wird einem der Wind zuviel und überhaupt fühlten wir uns plötzlich etwas von der Welt abgeschnitten. Hier war überhaupt nichts los. Vielleicht war es doch die falsche Entscheidung gewesen. Normalerweise hatten wir bei Wolfgangs Geburtstag immer große Party und jetzt saßen wir bei stürmischem Wetter doch ein bisschen allein und fremd herum.

Bei der Wahl unseres Hotels hatten wir übersehen, dass zwei Karaokebars direkt daneben lagen und Samstag Abend die Strandpromenade von lauten Jugendlichen bevölkert ist. Der Griff zu den „lachsfarbenen Freunden“ war da natürlich nicht zu vermeiden. Gegen Morgen war dann endlich Ruhe, außer dass es plötzlich um unser Zimmer heulte. Der Sturm entwickelte jetzt erst seine volle Stärke. Gegen Mittag ging es dann und wir rafften uns zu einem Spaziergang am Strand auf. Viele angespülte Muscheln und schöne Sommerhäuser der Reichen machten den Weg ganz abwechslungsreich. Eins gefiel uns besonders gut und frech wie wir sind, haben wir schnell man reingeguckt und ein Foto gemacht. Um diese Zeit wohnen hier nur die Bediensteten und die Eigentümer kommen erst ab Juli. Ganz modern eingerichtet, s. Fotoalbum.

Aber unsere Stimmung wollte dieses Wochenende nicht so richtig hochkommen und wir waren froh, als wir am nächsten Tag nach Izamal weiterfahren konnten. Hier erwartete uns eine total gemütliche Bungalowanlage mit subtropischem Garten, nettem Besitzer aus Seattle (vorbestellt von den MM’s) und wir bezogen das Frida Kahlo-Haus, gebaut wie die alten Maya-Häuser. Izamal besteht ausschließlich aus weiß und gelb gestrichenen Häusern. Im Zentrum befindet sich der größte geschlossene Kirchplatz Mexikos (8.000 m²), gebaut im Jahr 1561. Die gesamte Anlage wurde aus den Steinen einer hier stehenden Maya-Pyramide gebaut. Abends war dort im Innenhof eine Lichterschau über die Geschichte der Maya. Diese begegnet uns in Yucatan auf Schritt und Tritt und je mehr wir darüber erfahren, umso beeindruckter sind wir über ihre Kultur und das große Wissen das sie hatten. Ein Archäologe nannte den Maya-Kalender und das Zahlensystem „eine der bis zum heutigen Tage brillanteste  Geistesschöpfungen der Menschheit“. Mit der Einführung der Null in die Mathematik waren die Maya ebenfalls ihrer Zeit um Jahrhunderte voraus (sie wurde in Europa erst ab 800 n. Chr. verwendet, nachdem sie von den Arabern „entdeckt“ worden war und über Indien zu uns gelangte (Reiseführer).

Auch der Leib verlangte wieder nach Stärkung und so entschied ich mich für ein Essen mit dem Namen Rellio Negro und ließ mich überraschen. Mein Gesicht hättet ihr sehen sollen! Hühnchen in einer Soße, so schwarz wie das Moor. So schmeckte sie auch. Ich knabberte ein bisschen am Huhn rum (zugegebenermaßen echt zart), den Rest ließ ich zurückgehen. Nie wieder „blind menue“!!  

18.12. Chichén Itzá

Chichén Itzá steht auf dem Plan. Nur eine Stunde Fahrt von Izamal aus und hier liegt die größte, besterhaltene bekannteste und meistbesuchte präkolumbianische Ruinenanlage von Yucatán und außerdem Weltkulturerbe. Das Besondere daran ist auch, dass sich hier Maya- und Tolteken-Kultur und Architektur vermischen. Hier gibt es auch noch besonders gut erhaltene Reliefs und Friese.

Die an den vier Seiten der Pyramide zum Tempelhaus hinaufführenden Treppen haben je 91 Stufen (=364), das Tempelhaus selbst steht wiederum auf einer Stufe (zusammen also 365), 52 Platten an den Seiten symbolisieren die 52 Wochen. Die unteren Einfassungen der Treppen an der Nordseite enden in großen Schlangenköpfen. Jeweils am Nachmittag des 21. März und des 23. September (d.h. an den beiden Tagen des Jahres an denen Tag und Nacht gleich lang sind). An diesen Tage  fällt durch die Ecken der Pyramidenterrassen ein Schatten auf die Umfassungsmauer der Treppe und erzeugt für ca. 3 Stunden ein einmaliges Bild: Es sieht so aus, als ob die Schlange das Tempelhaus verlasse und sich die Pyramide hinunterwindet. Das muss man erst einmal hinkriegen!! Da wir ja leider heute hier sind und dieses Schauspiel nicht sehen können, haben wir ein Foto entdeckt. An der linken Treppe sieht man dunkle und helle Dreiecke und ganz unten den Schlangenkopf, so ähnlich sieht es dann wohl in echt aus! Außerdem war am Abend wieder eine Ilumination, auf der die Schlange ganz gut zur Geltung kam.  Fotoalbum  

Auch der große Ballspielplatz beindruckt. Hier wurden rituelle Ballspiele gespielt. Das Licht gegen die Dunkelheit. Der Ball symbolisierte die Sonne und dieser sollte durch den Steinring geworfen werden. Auf jeder Längsseite gab es einen davon. Unten ist ein Relief zu sehen, auf dem der Anführer einer Mannschaft den Kopf eines Gegenspielers in der Hand hält und der Geköpfte vor ihm kniet. Zwei Mannschaften jeweils mit 7 Spielern spielten also gegeneinander und die Verlierer wurden von den Siegern enthauptet. Das Blut sollte auf den Boden fließen um ihn (bildlich gesehen) fruchtbar zu halten. Ganz schön grausig!!  

Auch ein großer natürlicher Brunnen wurde bei großer Dürre als Opferstätte benutzt um den Regengott Chac gütig zu stimmen, damit er es regnen lässt. Bei Ausgrabungen wurden 50 menschliche Skelette, ausschließlich Männer und Kinder, gefunden, sowie wertvoller Schmuck und Figuren. Diese wurden blau angemalt und in den Brunnen geworfen. Ein anderer Brunnen diente ausschließlich zur Wasserversorgung. Wasser war hier sehr wichtig und so wurde dem Regengott Chac geopfert.  

So, ein bisschen Erklärung musste sein, denn Fotos alleine bringen in diesem Fall auch nichts!  

Doch nun kurz zurück zur christlichen Kultur. Das Weihnachtsfest steht bevor und der Beginn eines neuen Jahres. Wir haben uns in Cancun ein Haus gemietet und werden mit Manuela und Matthias dort zusammen Weihnachten und Neujahr begehen. Wir werden mal wieder selber kochen und am Stück im gleichen Bett schlafen.  

Wir wünschen allen unseren „Reisebegleitern“ wunderschöne Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr!! Wir singen dieses Jahr nicht Jingle Bell ... sondern eben Jungle Bell, Jungle Bell, Jungle all the way, oh what fun it is to drive on a 60-Horse BMW ...

Uns hat es bisher viel Spaß und Freude gemacht und ich hoffe, dass es im nächsten Jahr so weitergeht. Schaut einfach wieder rein!!

 

 

 
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