Leider wackelte unser neu in Alice Springs gekaufter Hinterreifen (Tourance) wie Kuhschwanz, er ist einfach zu weich. Wolfgang meinte, so können wir doch nicht weiterfahren, zu gefährlich. Dieses Mal hatte der richtige Reifenhändler offen und wir bekamen den von uns gewünschten Reifen (TKC 80). Wesentlich härter und der hält die Spur. 210,-- € für 1 Woche in den Wind geblasen und jetzt nochmal 190,-- € ! Aber Sicherheit geht vor und wir haben ja noch jede Menge Km vor uns.
Nach ca. 1.500 km Stuart Highway und 12.280 km seit Brisbane sind wir nun in Darwin und schwitzen!!! Nach der Kälte in Alice Springs, die „Skihütte“ passte klimatisch fast, es fehlte nur der Schnee (der fiel aber wohl total ungewöhnlich in Queensland)ist es hier wunderbar warm, fast heiß, und schon stöhnt man wieder. Nachts am Uluru zogen wir alles an was wir hatten und hier liegt man splitterfasernackt unterm Ventilator und wartet auf die Kühle des Morgens.
Fast 1.000 km (1 Übernachtung im Roadhouse Threeways) strapazierten uns ganz schön. Nichts zu sehen außer trockenes Land, mal verbrannt, mal buschig. Dann unser absolutes Highlight unterwegs: Mataranka,Bitter Springs!! Warme Quelle (ca. 36 Grad)! Badenudeln dafür gab es leihweise auf dem Campingplatz, Flip-Flops auf die Enden gesteckt und dann konnte man sich gemütlich vom großen natürlichen Becken mit der Strömung durch einen glasklaren, tropisch bewachsenen Wasserlauf an das Ende treiben lassen. Dann aussteigen, ein kurzer (1 Min.) steiniger Rückweg (deshalb die Latschen) ein bisschen frieren und flugs wieder rein und dann ging die Reise von vorne los. Dauerte so 20 Min. und Wolfgang hatte vor Wohlbehagen so ein Grinsen im Gesicht und sagte immer wieder: Nochmal!! Das sagen normalerweise nur die kleinen Kinder, wenn ihnen etwas besonders gefällt. So sauber hatten wir uns lange nicht mehr gefühlt, besonders nach dem roten Staub, der alles eingefärbt hat.
Abends hatten wir auch nette Gesellschaft. Ein Ehepaar aus Leipzig und eins aus Noosa (1 Stunde nördlich von Brisbane), da gab es viel zu erzählen. Dazu tranken wir natürlich ein Bier, das Wolfgang aus dem nahen Pub besorgte und nach Anfrage ein paar Fotos von den Aborginies machte, die als einzige Gäste da waren.
Nach 3 Tagen hatte er dann endlich genug und auf ging‘s nach Katherine in die Schlucht. Wir hatten 3 Optionen: Mit dem Ausflugdampfer: Irre teuer.Mit dem Kanu: Irre anstrengend, da kaum Strömung. Als Wanderung mit verschiedenen Aussichtspunkten: Irre heiß und außer Dickicht nichts zu sehen, wenn man nicht die Stichwanderwege zur Schlucht nimmt, immerhin 2 km hin und zurück, und dann auch nur Wasser und Felsen sieht. Wir machten den ersten Aussichtspunkt, Foto, kürzten dann die Wanderung ab, dauerte trotzdem noch eine Stunde (insgesamt 4 heiße km durch heißes Dickicht, tranken ein eiskaltes Bier und legten uns dann erschöpft an den Campingplatz-Pool!!
Als nächstes lag der Litchfield-Nationalpark auf dem Weg, berühmt für seine Wasserfälle. Wenn man den tristen Stuart Highway fährt, kann man sich kaum vorstellen, dass abseits immer wieder Naturschönheiten liegen. Es ist zwar jetzt keine Regenzeit, aber die Wasserfälle hatten Wasser, herrlich gelegen und super erfrischend zum Baden. Wolfgang fühlte sich wie ein Fisch im Wasser, ich auch kurz, doch es war ziemlich glitschig und beim raus Steigen setzte ich mich hin und hatte ein paar Blessuren. Ich machte erst einmal Pause. 28 km weiter, am nächsten Wasserfall merkten wir, dass Wolfgangs Badehose noch immer am Baum vom Florence Fall hing. Da musste der Arme also nochmal los und sich das gute Stück holen. War Gott sei Dank auch noch da.
Wir gingen glücklich gemeinsam Baden in den Wangi Falls mit einem riesigen idyllischen Pool. Danach ging ich Bats fotografieren und als wir dann am Campingplatz waren, man glaubt es kaum, hatte ich meinen Badeanzug zum Trocknen am Zaun dort hängen lassen. Unglaublich oder? Der arme Wolfgang musste also wieder los, diesmal waren es hin und zurück nur 10 km, und er kam auch dieses Mal erfolgreich wieder zurück.
Wir haben uns in der Zwischenzeit zu knallharten Campern entwickelt, ha ha. Muss man auch werden, denn sonst hat man nichts zu lachen. Die Australier sind die Campernation! Im Moment ist hier Hauptsaison, alles flieht aus dem Süden vor dem kalten Winter.
Man kommt an, sieht alles soweit gut aus, relativ leer, baut auf, macht sein Programm und wenn man zurück kommt: Umzingelt! Der halbe Campingplatz ist frei, aber nein, eng ran, umso besser! Man hört alles! Reißverschluss auf, Reissverschluss zu… Ich traue mich schon manchmal gar nicht auf der Luftmatratze umzudrehen, es raschelt und grunzt, aber selber schuld, denke ich dann.
Dann kreischen und krächzen ab dem Morgengrauen die weißen Kakadus, die Motoren der ersten Abreisenden laufen mindestens 10 Min. warm (eine unselige Sitte der Australier, die Wolfgang immer wieder mit ihnen diskutiert) und Frühaufsteher die sich laut neben dir unterhalten, zwingen dich endlich auch raus aus dem warmen Zelt. Wenn du duschen gehen willst, kann es sein, dass sich gerade eine 50-köpfige Mädchengruppe das ganze Badehaus zu Eigen gemacht hat.
Generatoren füllen die Nächte mit eher gleichmäßigem Brummen, es gibt aber auch Pumpen, die immer wieder an und ausgehen. Wenn man Glück hat, erwischt man gerade eine Pause und kann komatös in Tiefschlaf versinken.
Was hilft? Gute Nerven und unsere besten Freunde! Ohne die geht gar nichts. Eingefleischte Mitreisende wissen wovon ich rede, für alle neuen: Super softe Ohrstöpsel, so soft, dass sie bis ans Trommelfeld gedrückt werden können!
In Darwin haben wir mitten in der Stadt ein Hostel, aber auch da bescheren sie uns trotz lauten Heimkehrern und Ventilator erholsame Nächte.
Wie gesagt, im Moment ist alles auf den Beinen. Gestern waren wir beim Sunsetmarkt am Mindilbeach. Die Bilder sprechen für sich.
Darwin hat nur wenig Altes zu bieten. Die Stadt wurde nach dem verheerenden Zyklon am 24.12.1974 total zerstört und ganz neu wieder aufgebaut, sieht also relativ modern aber ganz schön aus. Sie ist für viele junge Leute Ausgangspunkt für Asien. Ab hier gehen ziemlich günstig Flüge z. B. nach Bali etc. Deshalb ist die Stadt voll mit Jugend, die sich auf der berühmt berüchtigten Partymeile Mitchell Street trifft.
Nichts mehr für uns, wir starten ab hier in den Kakadu Nationalpark und dann geht es weiter Richtung Westküste mit einem neuen Vorderreifen, den Wolfgang gerade besorgt hat. Jetzt sind wir also super bereift.