Moschee in Buchara
Route der Seidenstraße

Auf unserer Rundreise hatten wir natürlich nicht immer den gleichen Führer und auch die Fahrer wechselten ab. Also, bis Samarkand allein mit dem Zug. Dort wurden wir abgeholt und hatten Murrat als Führer.  

Mit einem Fahrer ging es dann ins Jurte-Camp und der brachte uns auch nach Buchara.

Wir kamen gegen Abend dort an und waren doch ein bisschen ängstlich, wie wir die Temperaturen aushalten würden. Erstaunlicherweise war es im Schatten gut zu ertragen. Wir waren die einzigen Touris, wurden aber fürstlich bewirtet und umsorgt. Auf’s Kamel mussten wir auch, doch nach 200 Metern baten wir schnell um Erlösung. Die stanken wie die Pest und schaukelten uns die Knochen kaputt. Es sieht ja immer so locker aus, wenn die Karawanen durch die Filme ziehen. Nix für uns, lieber ein kühles Bierchen im Schatten trinken.

Abends gab es dann sogar noch Musik und Gesang am Lagerfeuer (natürlich gegen ein kleines Entgelt) und dann fielen wir erschöpft auf unser romantisches Lager. Die Jurtenbedeckung kann man seitlich hochklappen und dann zieht der kühle Nachtwind durch die Ritzen. Wir schliefen wie die Murmeltiere und als ich um 5 Uhr morgens mal ins Waschhäuschen huschte, lugte gerade die Sonne über die Sanddünen. Die Stille wäre vollkommen gewesen, hätte nicht der Opa des Camps ab dieser Zeit wie ein Radio geschwätzt. Also, irgendwas ist immer.

Gutes Frühstück und dann ab ins kühle Nass. Ca. 2 Kilometer vom Camp entfernt liegt ein großer See. Wasser etwas salzhaltig und die Temperatur kälter wie gedacht. Schatten gab es keinen, bloß zwei Stühle wurden aus dem Dickicht gezaubert, aber man hielt es nie lang darauf aus. 2 Stunden waren dann mit Raus und Rein ins Wasser genug, denn unsere Haut rötete sich (trotz Lichtschutzfaktor 30) schon ziemlich. Nach einem leckeren Mittagessen verließen wir dann diesen immer heißer werdenden Flecken. War ein schönes Erlebnis

24.6.2012 Buchara

Hier hatten wir wieder Internet und erhielten eine Email von Heike und Moritz:

Hallo ihr Lieben,  

was macht Eure Rundreise? Und wie war Eure Nacht in der Jurte?  

Ich hab gerade eine Mail von meiner Mama bekommen und mich hat‘s fast vom Hocker gehauen:

Eine Freundin meiner Mama, Gisela Kopp meinte, dass sie außer Moritz und mich noch ein Paar kennt, das auf Weltreise ist. IHR! Und sie hat festgestellt, dass wir beide in derselben Ecke sind und wollte noch schnell Eure Email Adresse über meine Mama an mich weitergeben, damit wir uns evtl. treffen können. Und dabei haben wir das schon längst gemacht. Ist die Welt nicht klein?? Gisela Kopp meinte auch, dass ihr gut mit Gerald Lemke befreundet seid. Das war mal mein Klassenlehrer. Als ich vor unserer Abreise nochmal in der Schule war meinte eine andere Lehrerin, dass ein Freund vom Gerald auch oft Motorradreisen macht und ich doch mal Gerald anrufen soll, damit ich die Nr. des Freundes rausbekomm. Damit ward wohl ihr gemeint. Ich hab es damals nicht gemacht, weil mir einfach die Zeit davongelaufen ist. Sonst hätten wir uns schon früher kennengelernt. Ich find das so lustig!   

Das musste ich euch doch noch unbedingt wissen lassen!!!  

Wir wünschen Euch weiterhin eine schöne Reise und schön, Euch kennengelernt zu haben!!  

Moritz und Heike  

Uns hatten Gisela und Franz das auch schon erzählt. Wir dachten aber, so junge Leute, sie nehmen sowieso eine andere Route und sind viel eher losgefahren, da trifft man sich eh nicht, brauchen wir auch keinen Kontakt aufnehmen. Somit hatten wir das völlig aus unserem Hirn gelöscht und brachten die Zwei nie damit in Verbindung.

Tja, umso besser, dass es „übernatürlich“ passiert ist. 

In Buchara wohnen wir direkt in der Altstadt, im ehemaligen Judenviertel. Schönes Hotel, man spricht englisch, da man ja hier total auf Touristen eingestellt ist.

Am ersten Abend, nach einem guten Essen in einem Restaurant auf der Dachterrasse mit Blick auf die Altstadt, verliefen wir uns so gründlich in den dunklen Gassen, bis wir plötzlich wieder vor unserem Ausgangsort standen. Eine nette Bedienung verständigte kurz ihren Chef und führte uns dann sicher zu unserem Quartier.

Hier führte uns Akmal durch die hitzigen Gassen. Fast alle Sehenswürdigkeiten gruppieren sich um einen Platz mit großem Wasserbecken. Zu den Koranschulen sagt man hier: Religiöse Hochschulen, denn es wird nicht ausschließlich der Koran unterrichtet, sondern es gibt viele andere Fächer, wie z. B. Mathematik, Physik etc.

Etwas außerhalb befindet sich der Sommerpalast des letzten Khan. 1920 wurde er durch die sowjetische Besatzung vertrieben und er floh nach Afghanistan.  

Buchara war auch fast touristenfrei und die Altstadt gehörte den Einheimischen. Wir mischen uns abends darunter und genossen das lustige Treiben. Die Jungs sprangen ins Wasser und immer wieder wurden wir angesprochen: Hallo, where are you from ….. 

Im Moment ist keine Saison, weil es einfach zu heiß ist. Wir hatten mal wieder 40 Grad im Schatten. Buchara gefiel uns sehr gut, viel orientalischer als alles bisher.

26.6. Chiva

Der Besuch dieser Stadt war eigentlich der Grund für unseren Besuch im Reisebüro. Wir wussten, dass es bis dahin elende Straße mit Sand- und Schotterstrecken gibt, weil sie gerade neu gebaut wird. So war es dann auch. 450 km und 10 Stunden später gerüttelt und geschüttelt  erreichten wir die Stadt. Gott sei Dank saßen wir im klimatisierten Auto. Auf dem Motorrad wären wir erstickt von all dem Staub und Sand.  Und wie gesagt, das alles wieder zurück.

Hier erwartete uns zur Abwechslung mal eine Führerin, Irana, und wir erfuhren so manches Geheimnis ihrer Familiengeschichte. U.a., dass ihr Großvater Mullah war und 1920 verschleppt und irgendwo gestorben ist. Die Familie wurde aus Chiva vertrieben und wohnt bis heute in Urgent, von wo aus wir dann auch zurückfliegen werden. Sie spricht hervorragend deutsch und es macht Spaß mit ihr.

Von Chiva sind wir begeistert. Eine alte Stadt 400 bis 500 n. Chr. Gibt es erste Aufzeichnungen, leider oft zerstört und wieder aufgebaut. So sind die meisten Bauten jünger. Wir sind fast wieder die einzigen Touristen und wir kommen uns vor wie in einem riesigen Museum.  Schöne Motive auf den Kacheln, ganz viele unterschiedliche Türme, das Wahrzeichen ist natürlich der „dicke Turm“ der nie fertiggestellt wurde. Er hat eine Höhe von 27 m und sollte 76 m hoch werden. Der Bauherr starb aber bei einer Schlacht, so wurde der Turm nie vollendet.

Die größte ehemalige Koranschule wurde zu einem Hotel umgebaut, in das wir schnell einen Blick werden durften. In Chiva schwitzen wir wie noch nie.  Wir haben die Führung um 8 Uhr morgens begonnen und ab 10 Uhr fließt der Schweiß in Strömen. Der Manager von unserem Hotel meinte, wir sind die einzigen Gäste. Ab 2. Juli haut er ab, dann ist es hier nicht mehr zu ertragen. 50 Grad und mehr sind dann angesagt.

Wir hauen schon vorher ab, unser Flugzeug geht um 16.00 Uhr. In Tashkent kommt es uns merklich kühler vor (obwohl bestimmt über 30 Grad).

Unsere kleine Faulenziatour war ein voller Erfolg. Nette Begleiter, gute Gespräche, viel erfahren und viel gesehen, ein schöner Teil der Seidenstraße hat sich uns gezeigt.

Hab ich irgendeinmal was von keinen Problemen mit Magen- bzw. Darm geschrieben??  Auch das wurde uns noch vergönnt, denn seit gestern grummelt es kräftig bei uns beiden im Gedärm. Ganz schneller Spurt zu den Toiletten ist dann angesagt. Wahrscheinlich doch in Chiva Essen mit Baumwollöl erwischt. Das nimmt man hier zum Zubereiten aller Speisen und ist für Ausländer sehr schwer verdaulich. Für die Touris wird meistens mit Sonnenblumenöl oder Sesamöl gekocht.

Unser nächstes Ziel ist das fruchtbare Ferganatal, schon Richtung Kirgisistan.

29.6. Ferganatal – Qoqand

Reiseführer: Hier wohnen knapp 7 Mio. Einwohner auf einer Fläche von der Größe Sachsen-Anhalts, wobei dort aber nur 2,5 Mio. leben. In der jüngsten Vergangenheit wurde das Fergana-Tal oft mit militanten islamischen Fundamentalisten in Verbindung gebracht, ein Schachzug von Präsident Islam Karimov, der damit seine brutale Vorgehensweise gegen eine mögliche Opposition rechtfertigte. Zum traurigen Höhepunkt wurde dabei das Massaker von Andijon am 13.Mai 2005. 700 Tote!!  

Nach all der Steppe wird es jetzt interessant für die Augen. Endlich am Horizont ein Ziel, nämlich das noch zum Teil schneebedeckte Qutama-Gebirge,  das Grenzgebirge nach Tadschikistan   und grüne Oasen in der Landschaft. Tiefblaue Seen runden das Bild ab und wir genießen die leider immer noch sehr heiße  Fahrt. Solange man fährt, geht es einigermaßen, aber sobald man in eine Stadt kommt und anhält, läuft der Schweiß in Strömen. Wir planen noch eine Übernachtung in Usbekistan, denn unser Visum für Kirgisistan beginnt erst am 30.6.. Unser Ziel ist Qoqand, gegründet schon im 10. Jh. Eine sehr moderne Stadt mit einer intakten Altstadt, wo die Männer noch in den Teestuben sitzen und die Kinder auf der Straße spielen. Wir bummeln durch die Straßen und genießen unseren letzten Abend in Usbekistan.

Dieses für uns vorher total unbekannte Land hat einen tiefen Eindruck auf uns hinterlassen. Das ganz besondere waren die Menschen die mit ihrer Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und dem Eifer nach Bildung und Weiterkommen, uns besonders begeisterten.  Ein junger Mann hat es treffend formuliert: Wir sind auf dem Weg, trotz langer russischer Herrschaft, unsere eigene Identität zu finden.

Wir wünschen es ihnen von Herzen

Dazu Diaschau Usbekistan 2 und 3

 

 

 

 

 

 

 

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