1.9.2012

Weiterfahrt Richtung Sumatra – dieser Tag war eine Herausforderung. Jetzt weiß ich auch, dass es zu dem (schwäbisch) Seckel auch Oberseckel gibt. Opas werden mit dem Aufruf gescheucht: Fahr schneller oder halt ganz an!! Penner gibt es auch jede Menge – und zu jenen gehören wir auch. Hatten wir doch „verpennt“ dass am Wochenende in bestimmten Gegenden kein Bett mehr frei ist. Speziell in dieser Gegend, wo es Terrassenanbau vergleichbar mit Bali gibt sowie heiße Quellen. Wir kamen kurz nach 18 Uhr an und tatsächlich war jedes Hotel full! Nach 5 Anfragen hatte ich die Nase „full“!

Also, zurück in den vorherigen Ort, wo wir dann doch noch ein Zimmer ergatterten. Früh uns Bett und morgens früh raus, soll heißen: 6 Uhr aufstehen, noch vor dem großen Pulk weg sein. Wir waren dann Sonntag früh ca. 7.30 Uhr auf der Straße und: alles war schon wieder auf den Beinen. Stau! Mit kurzen Unterbrechungen ging das so den ganzen Tag. Wir schafften gerade mal 230 km bis es dunkel wurde. Die Maschine wurde ständig heiß und knallte Fehlzündungen hinten raus, dass man dachte, wir fliegen in die Luft.

Und bis zum nächsten Hotel waren es nochmal 2 Stunden. Ich sagte noch, bloß gut, dass die Straße wenigstens gut ist! Was sich schlagartig nach meiner Feststellung änderte. Löcher, Buckelpiste, Schotterstrecken, drei Baustellen gab es im Aufgebot. Wolfgang meinte nur, jetzt müssen wir Nerven behalten, langsam fahren, dann geht es schon. Der Scheinwerfer wurde mit einer alten Zahnbürste geputzt und es ging besser als wir dachten. Wir kamen sicher in die Stadt, wo wir wussten, dass es ein Hotel gibt. An der Stadtgrenze knallte das Motorrad wieder und dann war Schluss mit Fahren. Wir hatten das Problem schon in Ulaan Bataar und wir hatten daraufhin gleich bei unserem BMW-Händler in Wendlingen nachgefragt, was das sein könnte. Zündspule und Zündgeber könnten es sein und so haben wir uns die zwei Teile nach Jakarta schicken lassen. Hat auch gut geklappt, wenn auch irre teuer, aber wir haben noch gewartet mit dem Einbau, weil sie wieder ganz gut lief.

Wolfgang sah dann, dass der Vergaser lose war. Wahrscheinlich hat er durch die Mordsknallerei so viel Druck bekommen, dass es ihn aus den Anschlussstutzen gehauen hat. Er reparierte es dann gleich am Straßenrand und wir kamen dann auch Dank zwei Weg-Helferlein mit Moped um 22 Uhr endlich im Hotel an. Mieser Schuppen, nur kalte Schöpfkelle als Dusche. 10 Stunden Fahren für 230 km durch gnadenlose Verkehrsverhältnisse. So macht Motorradfahren überhaupt keinen Spaß und wir sind ziemlich genervt.

Essen gab es keins mehr, dafür haben wir uns je 2 Büchsen Bier hinter die Binde gegossen. Wieder frühe Weiterfahrt, dann hatte das Motorrad nach heißer Stadtfahrt keine Lust mehr. Tankstelle angefahren und Wolfgang baute „schnell“ den neuen Zündgeber ein und wir hofften, dass der das Problem war und nicht die Zündspule oder der Hallgeber. 40 km Weiterfahrt bis zur Fähre nach Sumatra und das Motorrad lief super. Wieder ein Problem gelöst.  

3.9.2012 Sumatra – Bandar Lumpung

Nach 2 Stunden Überfahrt waren wir voller Vorfreude auf Sumatra. Von dieser Insel kannten wir noch gar nichts. Allein der Name hört sich ja vielversprechend an. Verkehrsmäßig ließ es sich auch gut an und wir hofften, dass es so bleibt. Wolfgang ließ es gut laufen (50-60 km/h), wir waren ganz entspannt, und dann rutschte das Motorrad aus heiterem Himmel seitlich weg, schlitterte die Straße entlang und wir hinterher. Ich schrie bloß: Oh mein Gott, was war das?  Wir waren sofort wieder auf den Beinen, die Autos fuhren um uns herum und dann kam auch jemand um uns zu helfen, das Motorrad wieder aufzustellen, wir waren dazu allein nicht in der Lage.  Eine breite Ölspur, die auf dem schwarzen glänzenden Asphalt nicht sichtbar war, war die Ursache.  

Dann schautenwir uns an und fragten uns gegenseitig: Was ist mit dir? An Wolfgangs rechtem Ringfinger hing das letzte Glied nach unten und ließ sich bewegen ohne Widerstand und ohne Schmerzen. Komisch! Ansonsten rutschte er wohl auf dem Geldbeutel, da hatte nur die Hosentasche Löcher. Sein rechter Jackenärmel war bis auf den Protektor durchgescheuert. Das war es bei ihm..

Ich hatte einen Schock, mir war kurz schlecht, meine rechte Außenhand hat eine Schürfwunde und einen geprellten Knochen (fuhr ich doch dieses Mal ohne Handschuh), mein rechter Oberschenkel tat ziemlich weh und im Hotel sah ich dann einen Bluterguss in Form meines Lipgloss. Diesen hatte ich in der Tasche und bin auf ihm entlang geschlittert, denn er ist gebrochen und gut abgeschabt. Die Hosentasche ist zwar total durchgescheuert, aber die Haut hat nichts, dank diesem Lipgloss. Meine Motorradjacke ist auch am Ärmel bis auf den Protektor durchgescheuert. Das war es dann auch bei mir.

Da fiel uns erst mal ein Stein vom Herzen. Hätten wir die Motorradhosen angehabt, wäre noch weniger passiert. Das war der Tribut an die Hitze. 

Dann untersuchten wir das Motorrad. Die Scheibe vorne ist wieder mal komplett zerbrochen, meint Wolfgang gleich: Egal, habe ich schon mehr Kühlung.  Die Gabel „verbogen“, das heißt, das Vorderrad steht total schief. Ein Auto hält, drei Männer steigen aus und sind neugierig. Wir erklären ihnen, was gerade passiert ist. Das hält sie nicht ab, nach einem Foto mit uns zu fragen. Ist das zu glauben? Wir sagen natürlich: Nein, kein Foto und sie trollen sich wieder, erklären uns aber doch noch, dass ein/zwei Kilometer weiter eine Werkstatt für Motorräder kommt.

Also rauf auf unser Moped mit schiefem Lenker und tatsächlich, eine Yamaha-Werkstatt mit netten, hilfsbereiten jungen Männern. Die gingen Wolfgang gleich zur Hand. Er erklärte ihnen, wie man es richten könnte und es klappte auch gut. Mir wurde die Hand mit Betaisodona-Tinktur versorgt und Eistee wurden uns gebracht. Das tat der Seele schon mal gut.  

Geld wollten sie keines und Zwei wollten uns noch unbedingt mit ihren Mopeds zum Hotel vorausfahren. Um 22.00 Uhr kam dann nochmal die ganze Truppe und schenkte uns ein T-Shirt von ihrem Motorradclub. Das sind die tollen Erfahrungen. 

Wegen Wolfgangs Finger schauten wir im Internet nach. Wir vermuteten gleich, dass eine Sehne gerissen ist. Ist auch so, die Sehne die das Fingerendglied hält, ist gerissen, man nennt das  Strecksehnen-Riss. Da gibt es bei uns eine sog. Stack’sche Schiene, die wir hier nun suchen. Wolfgang ist gerade wieder mit einem Helferlein unterwegs, nachdem wir gestern Abend noch kein Glück hatten. So was kennen die hier nicht. Jetzt muss etwas Alternatives her und Wolfgang hat so seine Ideen. Mal sehen, was er bringt.

Schmerzen haben wir keine mehr und der erste Schreck ist überwunden. Wir machen hier in diesem schönen Hotel noch einen Tag Pause und ich komme auch endlich dazu, mal wieder zu berichten. Gibt ja genügend!!

Gerade kommt Wolfgang zurück. 3 Mitarbeiter vom Hotel sind mit ihm durch die Stadt gefahren, haben aber nicht das Richtige gefunden. Er trägt jetzt eine selbstgebastelte abnehmbare Aluminiumschale, Not macht erfinderisch.

Was haben wir für ein Glück gehabt. Wolfgang O-Ton: Bei so hoher Geschwindigkeit bin ich noch nie hin gehagelt!

Zu guter Letzt stellten wir fest, dass bei unserer Kamera, die ich ja immer in der rechten Jackentasche habe, das der Bildschirm gebrochen ist. So muss jetzt die alte wieder genügen. Vielleicht können wir sie in Kuala Lumpur reparieren lassen.

Dazu Diaschau Indonesien 3