Almaty im Smog -- trotzdem beeindruckend
Unterwegs die totale Harmonie - Städte und Landschaften - beides hat was

Nach Usbekistan, Kirgistan wieder in Kasachstan

12.-14.7.2012 Almaty

Die Grenze zu Kasachstan ist gerade mal eine halbe Stunde Fahrt und genau so lange haben wir an dieser Grenze gebraucht. In einer halben Stunde Kirgistan/Kasachstan, das ist Rekord. Ein Fingerzeig auf unsere Kisten,  Waffen, Drogen? das berühmte, in diesem Fall sehr entrüstete: Tourist Germania!!! half auch hier sofort, alles lachte und Tschüss.

Zurück in Kasachstan, das merkten wir sofort wieder an dem hohen Aufgebot von Polizei. Alle paar Kilometer (manchmal jeden) stehen Polizisten mit Radarpistole. Unglaublich! Wir werden nur einmal aus Neugierde angehalten, ansonsten kommen wir ungeschoren davon.

Wir sind schon sehr gespannt auf Almaty, soll es doch sehr schön liegen. Das tut es auch, aber es ist wahnsinnig viel Verkehr in der Stadt und der Smog liegt dick drüber. Wir müssen uns dieses Mal registrieren lassen (um den Stress bei der Ausreise nicht noch mal zu haben) und nach einigem Hin und Her klappt das auch. Kostet war ein Heidengeld  (70 Euro, will die Dame) aber man hat uns abgeraten, es selbst zu machen, wäre eine Odyssee. Ich habe leider mal nach langer Zeit Kopfweh und bleibe im Hotel. Wolfgang geht ein Bierchen trinken mit zwei Finnen mit Moto aus dem gleichen Hotel und trifft dann auch die Schweizer wieder. Die geben Wolfgang für mich ein Tütchen Schnupftabak mit, bin ich doch seit unserem ersten Treffen in Bishkek in den erlauchten Kreis der Schnupfer aufgenommen worden.

Trotz Dunst schauen wir uns Almaty von oben an, hier fährt eine Seilbahn auf einen Berg. Wenigstens ein kleiner Überblick, ansonsten bleibt uns die Stadt in ihren Ausmaßen verborgen, haben wir doch auch keine Lust, einfach so durch die Straßen zu fahren. Ein direktes Zentrum ist sowieso nicht auszumachen.

Unser nächstes Ziel ist Taldygorhan , eine 280 km Etappe, durch bergige, kahle Gebirgslandschaft und ziemlich windig. Hier müssen wir um 10.30 Uhr nachts das Zimmer wechseln, weil sich direkt neben unserem Fenster eine Gruppe Männer niedergelassen hatte, mit viel Palaver und Wodka. Der Hotelangestellte hatte auch keine andere Lösung als uns umzuquartieren, denn auf alle Bitten wurde einfach nicht reagiert.

510 km am nächsten Tag durch schönes Bergland, teilweise an der chinesischen Grenze entlang, aber miese Straße. Viele Bodenwellen, wodurch sich das Motorrad richtig aufschaukelte und dann wieder durchschlug. Wir erreichten Ayaköz kurz vor Sonnenuntergang, fragten uns durch zu einem Hotel und fanden also auch da wieder eine sichere Schlafstatt.   

16.7.2012 Semej

Unterwegs merkten wir, dass die geschweißte Stelle der Kistenhalterung wieder durchgebrochen war. Also nochmal das Ganze von vorne. Wir hielten wieder am Ortsanfang Ausschau nach einer Möglichkeit zu Schweißen und gleich bei unserer ersten Anfrage hatten wir wieder Glück. Mitten rein in eine Baustelle bitte, dort wurde alles an Ort und Stelle erledigt. 5 Euro wechselten dieses Mal den Besitzer und jeder war glücklich.

Das Hotel, empfohlen im Reiseführer, zwar ein Riesenschuppen aus Sowjetzeiten, aber mit netten  Zimmern und gleich 2 anderen Motorradfahrern. Sie kamen aus der Richtung in die wir wollen, und sie wollen in die, aus der wir kamen.  Günstig, da können wir uns gut austauschen, sehr wertvoll. Sie hatten z. B. keinen Bock so viel Geld zu bezahlen und haben die Registrierung selber gemacht. Nach 1 ½ Stunden ist alles vorbei und kosten tut es 0,70 Cent für Kopien. Was die in den Reiseführern manchmal schreiben ist schon eigenartig.   Na ja, egal, Schnee von gestern, Hauptsache ist, wir haben sie.

Semej – früher Semipalatinsk – war bis 1991 das Testgelände für Atombombenversuche in der kasachischen Steppe. Man behauptet, die Strahlenbelastung sei heute jedoch geringer als die zulässigen internationalen Grenzwerte. Wir glauben das einfach mal und bleiben 2 Tage.

Der gesamte Großraum Semipalatinsk war bis in die 1980 Sperrgebiet. Hier lebte eine halbe Million Menschen, die keinen Besuch von außerhalb empfangen durften. Ein Mahnmal erinnert an die Opfer der Atomwaffenversuche.

Die Stadt liegt direkt am Jertis und hier verlief der sogenannte Goldene Zweig der Seidenstraße. Blüte, Kultur und geistige Größen besiedelten damals diese Gegend. Daher auch der Name Semej: heiliger oder geistiger Ort.

Später wurde Dostojewski hier in die Verbannung geschickt und andere geistige Größen. Ein Museum erinnert an diese Zeit.

Bis 1991 wurde dieser uralte Handelsweg noch benutzt. Gold und Silber wurde transportiert und hier liefen jährlich hunderttausende Beine entlang. Sie gehörten zu riesigen Schafherden zu je 2000 Stück, die aus der Mongolei nach Semepalatinsk getrieben wurden. Dort befand sich das größte Schlacht- und Fleischverarbeitungskombinat der Sowjetunion. Das nur am Rande.

Wir sind immer wieder erstaunt, was wir geschichtsmäßig alles lernen über diese für Westler so unbekannte Länder und ihre Geschichte.  

Was uns bei allen drei Ländern, Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan gleichermaßen beeindruckte, war diese Betonung auf Freiheit und Eigenständigkeit. Nach so langer Fremdbestimmung ist das für uns sehr gut zu verstehen, auch wenn viele Dinge sicher noch im Argen liegen. Wir haben die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Menschen sehr genossen und wenn wir daran denken,  vor was und wem wir alles gewarnt worden sind … hat sich Gott sei Dank nichts davon bestätigt.

Nun warten der Baikalsee und die Weiten Sibiriens auf uns und leider, wie wir schon hörten, Myriaden von Stechmücken.

Dazu Diaschau Kasachstan 3 

 

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